Startseite » Kamin & Ofen » Alte Kachelöfen: Was der Bestandsschutz bedeutet – und wann er entfällt

Alte Kachelöfen: Was der Bestandsschutz bedeutet – und wann er entfällt

Historische Kachelöfen sind nicht nur dekorative Relikte vergangener Zeiten, sondern oft noch funktionstüchtige Wärmespender. Solange sie im Originalzustand am ursprünglichen Platz stehen, genießen sie Bestandsschutz .

Denkmalgeschützter Kachelofen in einem Altbau (Foto: HLN Lab)

Grundsätzlich gilt: Kachelöfen, die vor dem 1. Januar 1950 errichtet wurden, sind von den Nachrüst- und Austauschpflichten der Durchführungsverordnung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchV) ausgenommen. Sie genießen Bestandsschutz – vorausgesetzt, sie werden nicht an einen anderen Ort versetzt und nicht wesentlich verändert. Diese Regelung betrifft insbesondere handwerklich gesetzte Kachelöfen mit gemauertem Heizeinsatz und sichtbarem Denkmalwert.

Die Ausnahme wurde geschaffen, um das kulturelle Erbe und die historische Bausubstanz zu schützen. Viele dieser Öfen sind Unikate, deren Ausbau oder Umbau mit erheblichen Verlusten verbunden wäre – sowohl funktional als auch ästhetisch.

Wann der Schutz entfällt

Der Bestandsschutz ist jedoch nicht absolut. In folgenden Fällen muss auch ein historischer Kachelofen angepasst oder stillgelegt werden:

  • Veränderung des Aufstellortes: Wird der Ofen versetzt oder in ein anderes Stockwerk eingebaut, entfällt der Schutz.
  • Erneuerung oder Austausch des Heizeinsatzes: Wenn der ursprüngliche Brennraum durch einen modernen Einsatz ersetzt wird, gilt der Ofen als wesentlich verändert – damit verliert er den Schutz.
  • Zusätzlicher Betrieb mit fossilen Brennstoffen: Wird der Ofen mit einem Gas- oder Ölbrenner nachgerüstet, gelten die aktuellen Emissionsgrenzwerte.

Zudem haben Schornsteinfeger das Recht, einen als unsicher oder schadhaft eingestuften Ofen außer Betrieb zu nehmen – unabhängig vom Alter.

Auch bei Öfen mit Bestandsschutz gelten die allgemeinen Sicherheitsvorgaben. Dazu zählt die regelmäßige Prüfung der Abgasführung, die korrekte Dimensionierung des Schornsteins sowie der fachgerechte Betrieb mit geeignetem Brennmaterial (i. d. R. naturbelassenes, trockenes Scheitholz).

Wer einen Ofen aus Vorkriegszeiten nutzt, sollte diesen regelmäßig von einem Fachbetrieb inspizieren lassen. So lassen sich Undichtigkeiten, verrußte Züge oder fehlerhafte Brennräume rechtzeitig erkennen.

Kachelofen als Statussymbol

Kachelöfen waren früher nicht nur Heizgeräte, sondern echte Statussymbole. Ihr Preis entsprach mitunter dem eines kleinen Hauses. Der Beruf des Hafners, ursprünglich ein handwerklich orientierter Ofenbauer, wandelte sich im Laufe der Zeit zum kunstfertigen Keramiker. Das Aussehen der Öfen gewann an Bedeutung und spiegelte den Zeitgeist wider: Elemente aus Barock, Rokoko, Klassizismus und Jugendstil prägten die kunstvoll verzierten Kacheln. Noch heute lassen sich an den Öfen alter Adelshäuser ganze kunstgeschichtliche Epochen ablesen.

Technische Entwicklung: Vom Rauchabzug zur Effizienz

Während die Optik im Wandel war, blieb die technische Ausstattung lange gleich. Noch bis ins 18. Jahrhundert arbeiteten viele Kachelöfen mit der sogenannten Hinterlader-Technik: Der Rauch trat nach Erlöschen des Feuers über die Ofentür in der Küche aus. Wer keinen Schornstein besaß, musste warten, bis sich der Qualm durch Fenster oder Dach verzogen hatte. Erst auf Initiative Friedrichs des Großen wurden Kachelöfen direkt an den Schornstein angeschlossen – ein Fortschritt, der Rauchgasabzüge ermöglichte. Durch diese Züge wurden die Heizgase effektiv über Umwege in den Schornstein geleitet, die Räume blieben rauchfrei und die Wärme wurde besser genutzt.

Massenproduktion und Verdrängung durch Zentralheizungen

Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde der bis dahin teure Kachelofen für das Bürgertum erschwinglich. Über 10.000 Betriebe in Deutschland spezialisierten sich auf die Fertigung. Doch zeitgleich begannen zentral beheizte Öl- und Gasheizungen ihren Siegeszug – der Kachelofen geriet zunehmend ins Hintertreffen.

Dabei hat das Heizen mit Strahlungswärme klare Vorteile: Es wirbelt keinen Staub oder Keime auf, trocknet die Raumluft nicht aus und gilt daher als gesundheitlich besonders vorteilhaft. In Zeiten steigender Energiekosten erlebt der Holzofen eine Renaissance. In gemütlicher Atmosphäre lässt sich damit sparsam, effektiv und ökologisch heizen. Moderne Technik erlaubt inzwischen die Beheizung ganzer Wohnungen oder sogar mehrerer Etagen.

Vom Kunstobjekt zum Designstück

Optisch hat sich der Kachelofen deutlich verändert. Die kunstvoll glasierten Kacheln sind weitgehend schlichten, weiß verputzten Flächen gewichen. Trotz der reduzierten Gestaltung fällt auf: Die früher kleinen, geschmiedeten Feuerungstüren wurden durch große, verglaste Öffnungen ersetzt. Der Blick auf das knisternde Feuer übt heute eine neue Faszination aus.