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Eigenen Strom für die Wärmepumpe erzeugen – ist das wirklich unschlagbar günstig?

Die Kombination aus Wärmepumpe und Photovoltaikanlage gilt als Inbegriff moderner, klimafreundlicher Haustechnik. Strom aus Sonnenenergie treibt die Wärmepumpe an, die wiederum Wärme für Heizung und Warmwasser liefert. So entsteht ein geschlossener Energiekreislauf, der Haushalte unabhängiger von steigenden Strompreisen machen soll. Doch ist es tatsächlich so günstig, mit eigenem Strom zu heizen – oder wird der Vorteil in der Praxis überschätzt?

Mit Strom heizen: Die Außeneinheit der Wärmepumpe aroTHERM plus (Foto: E.ON Energie Deutschland GmbH/Vaillant)

Wie Wärmepumpe und Photovoltaik zusammenarbeiten

Eine Wärmepumpe nutzt Umweltwärme aus Luft, Erde oder Grundwasser und wandelt sie mithilfe von Strom in Heizenergie um. Je nach Modell erzeugt sie aus einer Kilowattstunde Strom drei bis vier Kilowattstunden Wärme. Wird der benötigte Strom selbst erzeugt, kann die Effizienz noch gesteigert werden.

Die Photovoltaikanlage produziert tagsüber Strom, der direkt an die Wärmepumpe weitergeleitet oder im Batteriespeicher zwischengespeichert wird. So lässt sich ein Teil des Heizstrombedarfs mit Eigenenergie decken – besonders in den Übergangszeiten mit hohem Tageslichtanteil.

Im Sommer kann überschüssiger Solarstrom für Warmwasser genutzt werden, im Winter hingegen deckt er nur einen Teil des Bedarfs. Die Kombination ist also vor allem dann wirtschaftlich, wenn Anlage und Wärmepumpe intelligent gesteuert werden.

Potenzial und Grenzen des Eigenverbrauchs

Theoretisch kann eine Photovoltaikanlage bis zu 30 Prozent des jährlichen Heizstroms einer Wärmepumpe liefern. Mit Batteriespeicher sind sogar bis zu 50 Prozent möglich. Der Rest muss weiterhin aus dem Netz bezogen werden, insbesondere in den dunklen Wintermonaten, wenn der Heizbedarf am höchsten ist.

In der Praxis hängt die Wirtschaftlichkeit von mehreren Faktoren ab:

  • Größe und Leistung der Photovoltaikanlage
  • Strombedarf der Wärmepumpe (abhängig von Gebäude und Dämmung)
  • Speichergröße und Steuerungstechnik
  • Strompreis und Einspeisevergütung

Entscheidend ist, wie viel des selbst erzeugten Stroms tatsächlich direkt verbraucht wird. Denn je höher der Eigenverbrauchsanteil, desto rentabler wird die Anlage.

Warum „uns­chlagbar günstig“ oft relativ ist

Der Betrieb mit eigenem Solarstrom spart zwar Kosten, doch die Investitionen sind hoch. Eine Wärmepumpe inklusive Installation kostet im Einfamilienhaus rund 20.000 bis 30.000 Euro. Eine Photovoltaikanlage mit Speicher kommt auf weitere 15.000 bis 25.000 Euro. Erst nach mehreren Jahren amortisiert sich das System – abhängig von Strompreisen und Fördermitteln.

Zudem ist der Eigenverbrauch durch die zeitliche Verschiebung zwischen Stromproduktion und Heizbedarf begrenzt. Während im Sommer reichlich Solarstrom erzeugt wird, ist der Heizbedarf niedrig. Im Winter verhält es sich umgekehrt.

Ein Batteriespeicher gleicht diesen Unterschied teilweise aus, erhöht aber die Investitionskosten. Ohne Speicher wird überschüssiger Strom ins Netz eingespeist, was derzeit mit niedrigen Vergütungssätzen vergütet wird.

Einfluss der Strompreise und Förderprogramme

Sinkende Strompreise und staatliche Förderungen haben die Wirtschaftlichkeit in den letzten Jahren verbessert. Dennoch hängt die tatsächliche Ersparnis stark von individuellen Bedingungen ab.

Förderprogramme der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unterstützen sowohl Wärmepumpen als auch Photovoltaikanlagen. Wer beide Systeme kombiniert, profitiert zusätzlich durch steuerliche Vorteile und niedrigere Netzgebühren – etwa bei der Nutzung sogenannter steuerbarer Verbrauchseinrichtungen nach § 14a Energiewirtschaftsgesetz.

Langfristig lohnt sich die Eigenversorgung vor allem für Haushalte mit hohem Stromverbrauch, etwa durch elektrische Warmwasserbereitung oder E-Auto-Ladestation. Sie können den Eigenstromanteil besser ausschöpfen und den Netzbezug deutlich reduzieren.

Ökologische und technische Vorteile

Neben der finanziellen Ersparnis bietet die Kombination ökologische Vorteile. Durch den Eigenverbrauch von Solarstrom sinken CO₂-Ausstoß und Netzbelastung. Gleichzeitig steigt die Versorgungssicherheit, da weniger Strom aus externen Quellen benötigt wird.

Technisch bieten moderne Systeme mit intelligenter Steuerung zusätzliche Einsparpotenziale. Smart-Home-Module passen den Betrieb der Wärmepumpe automatisch an die Solarproduktion an. So läuft die Heizung bevorzugt dann, wenn die Sonne scheint und Strom im Überschuss vorhanden ist.

Für wen sich die Kombination lohnt

Eigenen Strom für die Wärmepumpe zu erzeugen, ist vor allem für Eigentümer mit Einfamilienhaus, Süddach und guter Dämmung interessant. Sie können den Strombedarf weitgehend selbst decken und langfristig stabile Energiekosten sichern.

Weniger sinnvoll ist die Kombination bei ungünstiger Dachausrichtung, schattigen Lagen oder sehr hohem Heizbedarf. In solchen Fällen übersteigen die Anschaffungskosten den Nutzen, insbesondere ohne Speicher.

Auch der Platzbedarf für Technikzentrale, Speicher und Außeneinheit sollte bei der Planung berücksichtigt werden.