Zum Jahreswechsel sinken in vielen Regionen die Energiepreise – zumindest für jene Haushalte, die noch in der Grundversorgung beliefert werden. Ursache sind vor allem geringere Beschaffungskosten und staatliche Zuschüsse zu den Netzentgelten. Doch nicht überall fallen die Preise.
Einige Versorger heben ihre Tarife an oder geben Entlastungen nur teilweise weiter. Die angekündigten Änderungen zeigen ein gemischtes Bild, das Verbraucher genau betrachten sollten.
Deutliche Entlastung bei Strom – aber nicht flächendeckend
Laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox planen bundesweit 113 Grundversorger eine Strompreissenkung. Im Schnitt liegen die Preise rund 9 Prozent unter den bisherigen Tarifen. Familien mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden sparen damit rechnerisch etwa 161 Euro jährlich. Rund 2,2 Millionen Haushalte sollen profitieren.
Die Gründe sind bekannt: Sinkende Großhandelspreise und Zuschüsse zu den Netzentgelten entlasten die Versorger und eröffnen Spielräume. Einige Unternehmen geben diese Einsparungen weiter, etwa Rheinenergie in Köln. Dort sinkt der Arbeitspreis ab Januar auf 31,48 Cent pro Kilowattstunde – gut zwölf Prozent weniger als bisher. Auch MVV in Mannheim rechnet seinen Kundinnen und Kunden niedrigere Kosten an und senkt auf 34,82 Cent je Kilowattstunde.
Doch die Entwicklung ist nicht einheitlich. Vier Grundversorger haben sogar leichte Erhöhungen angekündigt. Hintergrund ist, dass Netzentgelte regional unterschiedlich ausfallen und Versorger nicht verpflichtet sind, staatliche Entlastungen vollständig weiterzugeben. Viele Haushalte sollten daher prüfen, ob sich ein Tarifwechsel innerhalb des Grundversorgers oder zu einem anderen Anbieter lohnen könnte.
Gaspreise sinken ebenfalls – mit Ausnahmen
Auch im Gasbereich zeigen sich spürbare Entlastungen. Verivox ermittelte zum Jahreswechsel 69 Preissenkungen um durchschnittlich sieben Prozent. Rund 700.000 Haushalte profitieren den Berechnungen zufolge. Für ein Einfamilienhaus mit 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch bedeutet dies etwa 183 Euro weniger Heizkosten.
Dabei wirken mehrere Faktoren zusammen: stabile Großhandelspreise, der Wegfall der Gasspeicherumlage und moderat steigende Netzentgelte, die sich rechnerisch gegenseitig ausgleichen. Rheinenergie senkt seinen Gaspreis um rund acht Prozent auf 12,34 Cent pro Kilowattstunde. Die Stadtwerke München liegen ebenfalls bei einer Reduktion um acht Prozent. Nicht überall kommt die Entlastung an – in Mannheim bleiben die Erdgaspreise stabil. Zehn Versorger kündigten sogar Preiserhöhungen um durchschnittlich sechs Prozent an.
Wer in der Grundversorgung bleibt – und was das bedeutet
Die Grundversorgung greift immer dann, wenn kein spezieller Energievertrag abgeschlossen wurde. Rund 800 Strom- und 700 Gasgrundversorger gibt es bundesweit. Nach Angaben der Bundesnetzagentur bezieht etwa ein Viertel der Haushalte Strom in der Grundversorgung, beim Gas sind es rund 20 Prozent.
Die Tarife gelten als zuverlässig, sind aber selten die günstigste Option. Wer wechseln möchte, hat es vergleichsweise leicht: Grundversorgungsverträge können mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden. Viele Versorger bieten daneben weitere Tarife an, die häufig günstiger sind als die klassische Grundversorgung.
Was Verbraucher jetzt prüfen sollten
Mit den bevorstehenden Änderungen lohnt sich ein neutraler Blick auf den eigenen Vertrag. Entscheidend ist nicht nur, ob der Tarif sinkt oder steigt, sondern auch, wie er im Vergleich zu alternativen Angeboten abschneidet. Haushalte, die weiterhin in der Grundversorgung bleiben möchten, sollten prüfen, ob der örtliche Versorger günstigere interne Tarife anbietet. Wer sich für einen Anbieterwechsel interessiert, findet derzeit ein insgesamt stabiles Marktumfeld mit breit gefächerten Preisniveaus.
Für viele wird der Jahreswechsel spürbare Entlastungen bringen. Doch der Energiemarkt bleibt regional unterschiedlich, und gute Konditionen sind weiterhin kein Automatismus. Genau hinzuschauen lohnt sich – besonders in einer Phase, in der Versorgungssicherheit und Preise stark voneinander abhängen.



