Der Absatz von Gasheizungen in Deutschland ist 2024 dramatisch eingebrochen. Nach aktuellen Zahlen aus dem neuen Gebäudereport der Deutschen Energie-Agentur (Dena), die dem Magazin „Politico“ vorab vorlagen, sank der Verkauf um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit setzt sich der Strukturwandel im Wärmemarkt deutlich fort: Die Wärmewende zeigt Wirkung, auch wenn der Gesamtabsatz von Heizsystemen rückläufig ist.

Neubauten ohne Gas
„Gasheizungen verlieren im Neubau rapide an Bedeutung“, sagte Dena-Chefin Corinna Enders. Laut Bericht liegt der Anteil genehmigter Neubauprojekte mit Gasheizungen inzwischen bei nur noch vier Prozent – ein Bruchteil des Marktanteils vergangener Jahre. Damit ist die Technologie im Neubausegment nahezu bedeutungslos geworden.
Parallel dazu zeigt sich, dass Wärmepumpen die Gasheizung im Neubau weitgehend verdrängt haben. Zwar gingen die Verkaufszahlen auch bei ihnen zurück – im Bestand um 53 Prozent, im Neubau um 14 Prozent –, doch ihr Anteil an den genehmigten Bauprojekten stieg deutlich. Im Jahr 2024 wurden in 60 Prozent aller neuen Wohngebäude Wärmepumpen installiert, bei fertiggestellten Wohnungen lag der Anteil sogar bei 69 Prozent, bei den genehmigten Projekten bei 81 Prozent.
Wärmepumpen dominieren im Neubau
Trotz der angespannten Lage am Bau und der verhaltenen Nachfrage infolge politischer Unsicherheiten bleibt die Wärmepumpe das System der Wahl für Eigentümer. Dena-Chefin Enders betonte: „Die Wärmepumpe setzt sich bei Eigentümern trotz all dieser Unsicherheiten durch.“ Hintergrund sind neben staatlicher Förderung auch die langfristig steigenden CO₂-Kosten für fossile Brennstoffe.
Im Neubausegment gilt die Wärmepumpe längst als Standardlösung. Sie erfüllt die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes und lässt sich effizient mit Photovoltaikanlagen kombinieren. Experten gehen davon aus, dass ihr Marktanteil weiter wachsen wird, sobald Material- und Installationskosten sinken und Lieferengpässe abgebaut sind.
Herausforderung Bestand
Deutlich schwieriger gestaltet sich die Umstellung im Gebäudebestand. Rund 80 Prozent der deutschen Wohngebäude sind älter als 30 Jahre und häufig nicht ausreichend gedämmt. Der Austausch von Heizsystemen erfordert dort oft umfangreiche Sanierungsmaßnahmen. Enders wies darauf hin, dass die Wärmewende im Neubau zwar gut vorankomme, der größte Teil des CO₂-Ausstoßes jedoch im Bestand entstehe.
„Der Hauptfokus muss auf Bestandsgebäude und deren Klimaneutralität gerichtet werden“, sagte sie. Um die Emissionen im Gebäudebereich zu senken, seien drei Schritte entscheidend: der Austausch veralteter Anlagen, die Senkung des Wärmebedarfs durch Effizienzmaßnahmen und der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien. Dazu gehören neben Wärmepumpen auch Solarthermie, Fernwärme aus regenerativen Quellen und Biomasseheizungen, sofern sie nachhaltig betrieben werden.
Verunsicherung durch politische Debatten
Der Markt war in den vergangenen Monaten stark von Unsicherheiten geprägt. Nach der hitzig geführten Debatte um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) zögerten viele Eigentümer mit Investitionen, da lange unklar blieb, welche Systeme künftig noch gefördert oder zugelassen werden. Die Förderprogramme des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sollen daher 2025 vereinfacht und besser auf den Gebäudebestand zugeschnitten werden.
Die Dena fordert zudem stabile politische Rahmenbedingungen, um Investitionen in klimafreundliche Heizsysteme zu erleichtern. Ohne klare Vorgaben und Planungssicherheit könne der Sanierungsstau im Bestand nicht gelöst werden.
Wärmewende bleibt Kernaufgabe
Die Zahlen des Gebäudereports zeigen: Der Wandel ist in Gang gesetzt, doch der Fortschritt reicht nicht aus, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Der Energieverbrauch für Wärme macht in Deutschland noch immer rund ein Drittel des gesamten Endenergieverbrauchs aus. Nach Schätzungen der Dena sind etwa 70 Prozent der installierten Heizungen ineffizient oder veraltet.
Bis 2045 soll der Gebäudesektor klimaneutral sein. Dazu müssen jährlich rund 500.000 Heizsysteme modernisiert und der Anteil erneuerbarer Energien am Wärmemarkt auf über 50 Prozent steigen. 2024 lag er erst bei etwa 18 Prozent.
Damit bleibt die Wärmewende eine der zentralen Aufgaben der kommenden Jahre – sowohl technisch als auch sozialpolitisch. Denn nur wenn Umstellung und Förderung sozialverträglich gestaltet werden, lässt sich die Akzeptanz in der Bevölkerung sichern. Der Rückgang der Gasheizungen markiert somit nicht das Ende einer Technologie, sondern den Beginn eines tiefgreifenden Umbruchs im Wärmesektor.



