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Dunkelflaute: Wird dadurch auch das Heizen teurer?

Erneuerbare Energien gelten als Schlüssel zur Energiewende, doch sie sind wetterabhängig. Besonders in Zeiten der Dunkelflaute, wenn weder die Sonne scheint noch Wind weht, kommt die Stromerzeugung fast zum Erliegen. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Strompreis, sondern auch auf die Heizkosten in deutschen Haushalten.

Windstille und zu wenig Licht für Solaranlagen: Dunkelflaute

Was ist eine Dunkelflaute und warum steigt der Strompreis?

Unter einer Dunkelflaute versteht man eine Wetterlage, in der weder Solar- noch Windkraftanlagen ausreichend Strom erzeugen können. In solchen Phasen muss der Energiebedarf durch konventionelle Kraftwerke gedeckt werden. Das führt zu höheren Strompreisen an den Energiebörsen, da fossile Brennstoffe teurer sind und kurzfristige Stromimporte aus dem Ausland nötig werden.

Elektrische Heizsysteme im Fokus

Besonders betroffen von steigenden Strompreisen sind Haushalte, die auf elektrische Heizsysteme setzen. Die Elektrifizierung gilt als Grundlage dafür, die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren und eine nachhaltige Energiezukunft zu schaffen. Wärmepumpen, Elektroheizungen und Nachtspeicheröfen verbrauchen eine große Menge Strom, sodass ihre Betriebskosten direkt mit den Schwankungen am Strommarkt zusammenhängen. In Zeiten hoher Strompreise kann das Heizen mit solchen Systemen deutlich teurer werden, sofern keine Verträge mit Festpreisen bestehen.

Gas, Fernwärme und Öl – ebenfalls betroffen?

Auch wenn die Dunkelflaute in erster Linie die Strompreise beeinflusst, kann sie indirekt auch die Kosten für andere Heizsysteme erhöhen. Gaspreise stehen in Verbindung mit den Strompreisen, da Gaskraftwerke als Ausgleich für erneuerbare Energien dienen. Zudem kann eine gestiegene Nachfrage nach Heizstrom die allgemeine Nachfrage nach Energie erhöhen, was sich auf den Markt auswirkt. Fernwärmesysteme, die auf Strom oder Gas basieren, könnten ebenfalls teurer werden. Ölheizungen hingegen reagieren langsamer auf Marktschwankungen, da Ölpreise stärker von globalen Faktoren bestimmt werden.

Wann die Preise nach oben schießen

Dunkelflauten gab es zum Beispiel um den 6. November 2024, den 12. Dezember 2024 und den 27. Dezember 2024. Im Großhandel (Spotmarkt) sah man daraufhin Höchstpreise, weil der Strom fehlte.

Beispiel 11. Dezember 2024, 17 Uhr: Zu diesem Zeitpunkt lag der Preis bei 1.158 Euro pro Megawattstunde (EUR/MWh), am 12. Dezember 2024 um 9 Uhr bei 990 EUR/MWh. Im Intraday-Handel für den Folgetag waren 936 EUR/MWh der Höchstwert. Das sind 93,6 Cent pro Kilowattstunde – etwa das Dreifache des Haushaltsstrompreises, vor Steuern, Abgaben und Netzentgelten gerechnet.

Weil Deutschland viel Strom importieren musste (in Richtung 20 Gigawatt), stiegen überall in Europa die Preise, was vor allem in Schweden und Norwegen auch zu offiziell geäußertem Unmut führte.

Ein mittelständisches deutsches Stahlwerk, das nicht wie die meisten Haushalte über langfristige Verträge mit festen Preisen verfügt, sondern seinen Strom direkt an der Börse kauft, musste sogar seinen Betrieb vorübergehend einstellen.

Was ist mit der Energie-Reserve?

Um den 12. Dezember 2024 waren etliche deutsche konventionelle Kraftwerke nicht am Netz, etwa ein Drittel der Leistung hat gefehlt. Wie kann das sein? Die Bundesnetzagentur prüft, ob durch das bewusste Zurückhalten von Kapazitäten der Preis beeinflusst werden sollte.

14 Gigawatt Stromleistung standen zu dem Zeitpunkt nicht zur Verfügung, weil Kraftwerke in langfristig geplanten und zumeist bereits laufenden Wartungen steckten. Dazu kommt: 13 Gigawatt Leistung aus Kraftwerken, die politisch vom Markt genommen und in die „Reserve“ geschickt wurden, dürfen bei Dunkelflauten nicht eingesetzt werden, sondern nur bei drohenden Stromausfällen (Blackouts) oder bei Strompreisen über 3.000 EUR/MWh. Das bewusste Zurückhalten hat also tatsächlich stattgefunden – allerdings eher durch staatliche Planung.