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Kommunale Wärmeplanung: Stadtwerke fordern Milliarden für bezahlbares Heizen

Die Wärmewende gewinnt an Dynamik, doch aus Sicht vieler kommunaler Versorger wachsen die Risiken. Mehr als die Hälfte der deutschen Stadtwerke hält eine langfristig bezahlbare Wärmeversorgung unter den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für nicht gesichert.

Das zeigt eine neue Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Die Einschätzung ist deutlich: 51 Prozent bewerten die Lage pessimistisch, nur 31 Prozent sehen die Versorgung als bezahlbar an. Der Rest bleibt unentschlossen – ein Signal, das die Branche als Warnung an die Bundespolitik versteht.

Kommunale Wärmeplanung – und dann?

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing spricht von einem Zeitpunkt, der über die Richtung der Wärmewende entscheiden könnte. Während Kommunen aktuell ihre kommunalen Wärmepläne erstellen, wächst bei vielen Versorgern die Sorge, dass die Transformation für Haushalte und Unternehmen finanziell aus dem Ruder läuft. Liebing sieht den Bund in der Pflicht, gegensteuern: Wärme müsse nicht nur klimaneutral werden, sondern auch bezahlbar bleiben. Das gelte sowohl für private Haushalte als auch für Betriebe, die mit hohen Energiekosten bereits unter Druck stehen.

Stadtwerke fordern höhere Förderung

Der Ruf nach mehr finanzieller Unterstützung ist eindeutig: 72 Prozent der befragten Stadtwerke halten höhere staatliche Fördermittel für notwendig, um zentrale Technologien voranzubringen – dazu gehören Fernwärme, Großwärmepumpen, Speicherlösungen und klimaneutrale Gase. Besonders im Blick steht die Bundesförderung effiziente Wärmenetze, die nach Auffassung des VKU deutlich ausgebaut werden muss.

Ein weiteres Anliegen ist ein Energiewendefonds, der privates Kapital mobilisieren soll. Staatliche Bürgschaften, Haftungsfreistellungen der KfW und zusätzliche Eigenkapitalmodelle könnten Projekte absichern, die heute an hohen Investitionsrisiken scheitern. Doch es fehlt bislang an den gesetzlichen Grundlagen. Um einen solchen Fonds aufzusetzen, müsste er im Bundeshaushalt im Bereich der Bürgschaften verankert werden – ein Schritt, der frühestens für 2026 erwartet wird.

Rechtliche Unsicherheiten bremsen Investitionen

Neben dem finanziellen Rahmen sind rechtliche Hürden ein Dauerthema. 84 Prozent der Stadtwerke sehen ungeklärte Fragen als Hindernis, besonders rund um die geplante Reform des Gebäudeenergiegesetzes. Die kommunalen Pläne zur Wärmeversorgung sollen künftig für Haushalte und Betriebe klare Vorgaben liefern, doch bisher fehlt es an verbindlichen Regeln. Der Verband drängt auf eine schnelle Einigung in der Koalition, um Planungssicherheit herzustellen.

Ein weiterer Störfaktor sind Doppelstrukturen in Förderprogrammen. Nach Angaben des VKU werden Wärmepumpen teils dort gefördert, wo laut kommunalen Wärmeplänen eigentlich ein Fernwärmeanschluss vorgesehen ist. Das führt zu Konflikten im Ausbau und bremst langfristige Investitionsentscheidungen.

Netzentgelte als weiterer Belastungsfaktor

57 Prozent der Stadtwerke plädieren für eine Reform der Netzentgelte. Gefordert werden verursachungsgerechtere Tarife oder ein Ausgleichskonto für Gas, um die Kosten gleichmäßiger zu verteilen. Viele Versorger kritisieren, dass steigende Netzentgelte in einzelnen Regionen die Wärmeversorgung weiter verteuern könnten – unabhängig davon, wie effizient die lokale Infrastruktur ausgebaut ist.

Eine Branche zwischen Aufbruch und Unsicherheit

Die Umfrage, durchgeführt vom 26. August bis 15. September 2025 unter 609 VKU-Mitgliedsunternehmen, zeigt eine Branche im Spannungsfeld. 164 Stadtwerke nahmen teil – eine Rücklaufquote von knapp 27 Prozent. Die Ergebnisse spiegeln eine Stimmung wider, die zwischen technischem Aufbruch und finanzieller Unsicherheit pendelt.

Während die kommunalen Wärmepläne vorankommen, bleibt die Frage offen, wie die Transformation bezahlt werden soll. Ohne Klarheit über Förderprogramme, rechtliche Vorgaben und den künftigen Kostenrahmen sehen viele Versorger das Risiko, dass wichtige Projekte aufgeschoben oder gestoppt werden. Für Haushalte und Unternehmen wird damit entscheidend, welche politischen Weichen im kommenden Jahr gestellt werden.