Die Energiewende ist eines der zentralen Themen der deutschen Wirtschafts- und Umweltpolitik. Doch was genau bedeutet dieser Begriff? Im Wesentlichen beschreibt die Energiewende den Übergang von fossilen und nuklearen Energiequellen hin zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Energieversorgung.

Konkret geht es darum, erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie auszubauen, den Energieverbrauch effizienter zu gestalten und CO₂-Emissionen drastisch zu senken.
Ziele der Energiewende
Die deutsche Bundesregierung hat ambitionierte Klimaziele formuliert, die mit der Energiewende erreicht werden sollen:
- Klimaneutralität bis 2045: Deutschland soll bis 2045 keine Treibhausgase mehr ausstoßen oder diese vollständig ausgleichen.
- Ausbau erneuerbarer Energien: Der Strom soll bis 2030 zu mindestens 80 % aus erneuerbaren Quellen stammen (Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG).
- Atomausstieg: Die letzten deutschen Atomkraftwerke wurden 2023 abgeschaltet.
- Reduktion des Kohleverbrauchs: Der Kohleausstieg soll bis spätestens 2038, idealerweise aber schon 2030 vollzogen werden (Kohleausstiegsgesetz, KVBG).
Nach dem Pariser Klimaabkommen ist Deutschland zur Klimaneutralität bis zum Ende des Jahrhunderts verpflichtet. Die EU hat daraus das Zieljahr 2050 abgeleitet, Deutschland hat 2021 diese Zielmarke nochmals um 5 Jahre auf 2045 vorgezogen.
Rechtlich verbindlich?
Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 in Deutschland ist im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) festgelegt. Das Klimaschutzgesetz ist ein einfaches Bundesgesetz und steht damit unterhalb des Grundgesetzes. Es handelt sich also nicht um ein Staatsziel im Sinne der Verfassung, sondern um ein gesetzlich festgelegtes Ziel. Das Gesetz kann jederzeit vom Deutschen Bundestag geändert werden, wenn die politischen Mehrheiten dieses hergeben.
Das Grundgesetz (Art. 20a) verpflichtet den Staat zwar zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, nennt aber kein konkretes Jahr für die Klimaneutralität.
Das Pariser Klimaabkommen ist ein völkerrechtlich geschlossener Vertrag zum Klimaschutz, der 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris von 195 Staaten und der EU beschlossen wurde. Ziel des Abkommens ist es, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius, möglichst aber auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Staaten verpflichten sich, nationale Klimaschutzpläne zu erarbeiten und regelmäßig zu verschärfen, um dieses Ziel zu erreichen.
Ein Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen ist grundsätzlich möglich. Das Abkommen enthält eine formale Austrittsklausel: Ein Staat kann frühestens drei Jahre nach Inkrafttreten des Abkommens seinen Austritt erklären, der dann nach einem weiteren Jahr wirksam wird. Die USA haben diesen Schritt 2017 angekündigt und 2020 vollzogen, sind 2021 aber wieder eingetreten. Inzwischen planen sie wieder den Austritt.
Bausteine der Energiewende
Die deutsche Energiewende basiert auf mehreren Schlüsselmaßnahmen:
1. Ausbau erneuerbarer Energien
Wind-, Solar- und Wasserkraft sind die zentralen Säulen der neuen Energieversorgung. Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) werden Investitionen in diese Technologien gefördert. Ziel ist es, fossile Energieträger schrittweise zu ersetzen.
2. Steigerung der Energieeffizienz
Eine umweltfreundliche Energieversorgung bedeutet nicht nur, erneuerbare Energien zu nutzen, sondern auch den Energieverbrauch zu senken. Maßnahmen zur Wärmedämmung von Gebäuden, energieeffiziente Geräte und der verstärkte Einsatz von Wärmepumpen sollen dabei helfen, den Verbrauch zu reduzieren.
3. Kohle- und Atomausstieg
Die Energiewende bedeutet das Ende der Atomkraft und den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Stattdessen wird auf eine Kombination aus erneuerbaren Energien, Speichersystemen und Gaskraftwerken gesetzt.
4. Ausbau der Netzinfrastruktur
Da Wind- und Sonnenenergie wetterabhängig sind, muss das Stromnetz flexibler werden. Neue Hochspannungsleitungen, Batteriespeicher und digitale Netze sollen dafür sorgen, dass auch bei stark schwankender Einspeisung eine sichere Stromversorgung gewährleistet ist.
5. Elektrifizierung von Verkehr und Wärme
Ein wichtiger Teil der Energiewende ist die Dekarbonisierung des Verkehrs. Elektroautos sollen Benzin- und Dieselfahrzeuge ersetzen. Auch in der Wärmeerzeugung für Haushalte und Industrie werden fossile Brennstoffe durch umweltfreundliche Alternativen wie Wärmepumpen und Fernwärme ersetzt.
Herausforderungen der Energiewende
Trotz der Fortschritte gibt es einige große Herausforderungen:
- Speicherproblematik: Wind- und Sonnenstrom stehen nicht immer dann zur Verfügung, wenn sie gebraucht werden. Energiespeicher wie Batterien oder Wasserstoff sind noch nicht weit genug entwickelt.
- Netzausbau: Um den Strom aus Windparks im Norden in den Süden Deutschlands zu transportieren, braucht es neue Stromtrassen – doch deren Bau verzögert sich oft durch Genehmigungsverfahren und Proteste.
- Kosten und soziale Gerechtigkeit: Die Energiewende ist teuer. Die steigenden Energiepreise belasten alle Haushalte, nicht nur die mit geringem Einkommen.
Die Energiewende ist ein langfristiges Projekt, das tiefgreifende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft mit sich bringt. Sie ist der Schlüssel zur Klimaneutralität und kann langfristig wirtschaftliche Vorteile bringen. Doch der Umbau des Energiesystems muss mit Bedacht und Augenmaß erfolgen, damit er für alle tragbar bleibt.