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Einfamilienhaus: Welche Heizungsart ist aus ökologischer und finanzieller Sicht langfristig am besten?

Wer heute ein Eigenheim baut, muss nicht nur an Kosten, sondern auch an Umweltaspekte denken. Eine neue Studie der TU München liefert fundierte Daten dazu, welche Heizsysteme sich langfristig sowohl ökonomisch als auch ökologisch lohnen. Analysiert wurden 13 unterschiedliche Heizsysteme in einem standardisierten Einfamilienhaus – mit teils überraschenden Ergebnissen.

Kreative Baureihe Option von Weber Haus (Foto: WeberHaus)

Die Forschungsgruppe um Gabriel Naumann hat ihr Modell auf ein zweistöckiges Einfamilienhaus mit 190 Quadratmetern Wohnfläche ausgelegt, bewohnt von einer vierköpfigen Familie. Dabei wurden klimatische Bedingungen wie im Raum München angenommen. Die Bewertung berücksichtigt Anschaffungskosten, laufende Betriebsausgaben, Brennstoffbedarf und die Emissionen über einen Zeitraum von 20 Jahren. Ziel war es, mit der sogenannten Ökoeffizienz eine kombinierte Bewertung aus Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit zu erreichen.

Wärmepumpe, Holz oder doch Gas?

Im Vergleich standen Systeme mit Gas, Holz, Pellets und Solarthermie sowie drei Wärmepumpenvarianten (Luft, Wasser, Erde). Letztere wurden zusätzlich mit und ohne Photovoltaikanlage sowie mit einem Eisspeicher-Modul analysiert. Die klassische Gasheizung schnitt bei den reinen Kosten zwar zunächst gut ab, verliert jedoch bei der Umweltbilanz deutlich. Luftwärmepumpen – mit oder ohne PV – sowie Holzvergaserheizungen lagen insgesamt vorn. Die Voraussetzung: Das Holz muss aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen.

Pelletheizung enttäuscht – Eisspeicher teuer

Pelletheizungen und Wärmepumpen mit Eisspeicher fielen hingegen durch hohe Investitionskosten auf. Auch wenn diese Systeme im Betrieb effizient sind, macht sich die Anschaffung langfristig negativ bemerkbar. Luftwärmepumpen schneiden sowohl bei den laufenden Kosten als auch bei den CO₂-Werten günstiger ab – besonders, wenn sie mit Solarstrom betrieben werden. Doch auch hier hängt vieles vom konkreten Strommix ab, der die Umweltbilanz beeinflusst.

Klimabilanz hängt am Strom – und an Details

Die Studie zeigt deutlich: Mehr als 90 Prozent der Umweltwirkungen von Wärmepumpen entstehen in der Nutzungsphase – durch den Stromverbrauch. Wenn dieser aus fossilen Quellen stammt, sinkt die Umweltfreundlichkeit erheblich. Anders sieht es bei Ökostrom aus. Die Studienautoren empfehlen daher, die Förderung auf emissionsarme Heizsysteme zu konzentrieren und CO₂-intensivere Heizungen mit einer Abgabe zu belegen. Nur so könnten nachhaltigere Systeme wie Wärmepumpen wirtschaftlich konkurrenzfähiger werden.

Unterschiedliche Bedingungen, unterschiedliche Ergebnisse

Die Studie weist auf ihre Grenzen hin: Sie gilt für ein neu gebautes Haus in Süddeutschland. In anderen Regionen – etwa mit anderen Stromtarifen, Heizbedarf oder Gebäudetypen – kann das Ergebnis abweichen. Die Sensitivitätsanalyse mit Best- und Worst-Case-Szenarien zeigt, dass sich viele Systeme in ihrer Wirtschaftlichkeit überschneiden. Eine klare pauschale Empfehlung lässt sich daraus nicht ableiten.

Luftwärmepumpe als Favorit mit Potenzial

Luftwärmepumpen bieten im Vergleich eine hohe Ökoeffizienz. Sie kombinieren vergleichsweise niedrige Kosten mit einer guten Klimabilanz – vor allem bei Betrieb mit Ökostrom. Auch Holzvergaser sind umweltfreundlich, wenn das Holz aus nachhaltiger Herkunft stammt. Ihre höheren Investitionskosten werden allerdings nur durch sehr niedrige Emissionen aufgewogen. Gasheizungen bleiben vorerst günstig, sind aber weder ökologisch noch zukunftssicher.

Politische Weichenstellungen könnten künftig dazu beitragen, klimafreundliche Heizsysteme attraktiver zu machen – sei es durch Förderung, CO₂-Bepreisung oder Investitionshilfen. Die Studie liefert eine wertvolle Grundlage für diese Entscheidungen – auch wenn sie individuelle Lösungen nicht ersetzt. Wer neu baut oder saniert, sollte weiterhin genau prüfen, was zum Haus, zur Region und zur eigenen Lebenssituation passt.