Eine Heizung, die aus Eis Wärme gewinnt – was wie ein Widerspruch klingt, ist ein innovatives Heizkonzept für Einfamilienhäuser und Neubauten. Die Eisspeicherheizung nutzt physikalische Prozesse, um nachhaltig und effizient zu heizen – und kann bei richtiger Auslegung sogar im Sommer kühlen.

Das Prinzip basiert auf der Kristallisationswärme, die beim Gefrieren von Wasser entsteht. Wird Wasser von null Grad in den festen Aggregatzustand überführt, wird eine erhebliche Menge Energie frei – vergleichbar mit der, die man benötigt, um es auf 80 Grad zu erhitzen. Diese latente Wärme wird in einem unterirdischen Eisspeicher gespeichert und über Wärmetauscher an eine Sole-Wasser-Wärmepumpe weitergegeben.
Herzstück ist eine Betonzisterne mit rund 10.000 Litern Fassungsvermögen, die unterhalb der Frostgrenze im Boden liegt. Zwei Wärmetauscherleitungen – eine für Entzug, eine für Regeneration – leiten frostsichere Sole durch das System. Das gefrierende Wasser gibt Energie ab, die wieder aufgetaut werden muss – je nach Witterung durch Erdwärme oder einen Luftabsorber. Dieser Prozess kann beliebig oft wiederholt werden.
Technische Voraussetzungen und Varianten
Neben dem klassischen Wasserspeicher gibt es auch Systeme mit phasenwechselnden Materialien (PCM) wie Paraffin oder Salzhydraten. Diese benötigen teils weniger Volumen bei gleicher Energieausbeute. Unterschieden werden sensible, latente und thermochemische Speicher, die sich in Temperaturbereichen, Platzbedarf und Energiedichte deutlich unterscheiden.
Die Eisspeicherheizung eignet sich insbesondere für Gebäude mit Flächenheizung – etwa Fußboden- oder Wandheizungen – und niedrigen Vorlauftemperaturen. Voraussetzung ist eine gut gedämmte Gebäudehülle. Der Technikraum muss Platz für die Wärmepumpe bieten, vergleichbar mit einem großen Kühlschrank. Außerdem sind Erdarbeiten für die Zisterne und Durchführungen nach außen notwendig.
Kühlen im Sommer inklusive
Besonders interessant: Der Eisspeicher kann nicht nur heizen, sondern auch kühlen. An heißen Tagen wird dem Haus über die Wärmetauscher Energie entzogen, die das Wasser im Speicher regeneriert. Eine nachhaltige Alternative zu stromintensiven Klimaanlagen.
Beitrag zur Wärmewende
Die Eisspeicherheizung verursacht keine Verbrennungsabgase – sie arbeitet CO₂-neutral, sofern der Strom für die Wärmepumpe aus erneuerbaren Quellen stammt. Im Idealfall versorgt eine eigene Photovoltaikanlage das System. Damit trägt die Technik aktiv zur Wärmewende bei, denn bereits seit 2024 schreibt das Gebäudeenergiegesetz für Neubauten einen Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energie bei der Wärmeversorgung vor.
Was kostet eine Eisspeicherheizung?
Die Anschaffungskosten sind hoch: Für eine Sole-Wasser-Wärmepumpe fallen rund 20.000 Euro an. Der Eisspeicher selbst kostet mindestens 15.000 Euro, hinzu kommen Erdarbeiten ab 8.000 Euro – abhängig von Bodenbeschaffenheit und Zugänglichkeit. Ein Pufferspeicher schlägt mit weiteren 4.000 bis 5.000 Euro zu Buche.
Dem gegenüber stehen geringe Betriebskosten: Die Wärmepumpe verbraucht Strom, etwa 26 Cent pro Kilowattstunde (mit Wärmepumpentarif). Mit Photovoltaikstrom sinken die Kosten auf 5 bis 18 Cent je nach Anlagengröße und Speicherlösung.
Einsatz in Siedlungen möglich
Nicht nur für Einzelhäuser – auch ganze Neubaugebiete lassen sich über einen gemeinsamen Großspeicher mit Wärme versorgen. Das Konzept funktioniert dann ähnlich wie Fernwärme: Jedes Haus nutzt die zentrale Energiequelle, spart Platz und senkt den Gesamtenergiebedarf.
Innovativ, nachhaltig – aber platzintensiv
Die Eisspeicherheizung ist ein zukunftsweisendes Heizsystem für Neubauten mit ausreichendem Platzangebot. Sie verbindet hohe Energieeffizienz mit Umweltfreundlichkeit, ermöglicht Sommer-Kühlung und reduziert den CO₂-Ausstoß. Für Bestandsbauten ist sie nur bedingt geeignet, punktet aber in Neubausiedlungen und bei entsprechender Dämmung als System der Zukunft.