Das nationale Heizungslabel hat ausgedient. Mit einer Änderung des Energieverbrauchskennzeichnungsgesetzes (EnVKG) will die Bundesregierung die Pflicht für Bezirksschornsteinfeger beenden, alte Heizungsanlagen mit einem Effizienzlabel zu versehen.

Bundesregierung beendet Pflicht zur Kennzeichnung alter Heizkessel
Der Gesetzentwurf, über den Bundestag und Bundesrat noch abstimmen müssen, soll nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums Verwaltungskosten in Höhe von rund zehn Millionen Euro pro Jahr einsparen.
Die Regelung galt seit Januar 2017. Sie verpflichtete die Schornsteinfeger, Heizkessel, die älter als 15 Jahre sind, mit einem sogenannten „Nationalen Heizungslabel“ zu kennzeichnen. Das Label sollte Hausbesitzern auf einen Blick zeigen, wie effizient ihre Anlage arbeitet – und sie motivieren, auf moderne, energiesparende Heizsysteme umzusteigen.
Wirkung blieb hinter den Erwartungen zurück
Das Heizungslabel war Teil des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) und galt als ein zentraler Baustein zur Senkung des Energieverbrauchs im Gebäudebereich. Eine Evaluation von 2020 kam jedoch zu einem ernüchternden Ergebnis: Weder die Zahl der Kesseltausche noch die erhofften Energieeinsparungen konnten in nennenswertem Umfang erreicht werden.
Zwar informierte das Label über den Effizienzstatus des Heizgeräts, hatte aber kaum Einfluss auf das Verhalten der Eigentümer. Viele Verbraucher ließen die Kennzeichnung zwar anbringen, zogen daraus jedoch keine Konsequenzen. Förderprogramme und Beratungsangebote, die mit dem Label verknüpft waren, wurden nur begrenzt genutzt.
Vor diesem Hintergrund entschied das Bundeswirtschaftsministerium, die Kennzeichnungspflicht zu streichen. Künftig soll stärker auf gezielte Beratungen, digitale Energieausweise und finanzielle Anreize für den Heizungstausch gesetzt werden.
Bedeutung des Heizungsbestands
Heizungsanlagen spielen beim Energieverbrauch in Deutschland eine zentrale Rolle. Etwa 40 Prozent der gesamten Endenergie wird im Gebäudebereich verbraucht – der größte Teil davon entfällt auf Heizung und Warmwasser. Das Alter vieler Anlagen trägt erheblich zu den hohen Emissionen bei. Nach Angaben des Ministeriums liegt das Durchschnittsalter der Heizgeräte hierzulande bei rund 17,6 Jahren, mehr als ein Drittel ist über 20 Jahre alt.
Alte Heizkessel arbeiten ineffizient und verursachen einen überdurchschnittlich hohen Energiebedarf. Moderne Systeme wie Brennwerttechnik, Wärmepumpen oder hybride Anlagen können den Verbrauch deutlich reduzieren und leisten damit einen Beitrag zum Klimaschutz.
Zwischen Aufklärung und Kontrolle
Die Idee hinter dem Heizungslabel war, Hausbesitzer über den Zustand ihrer Anlage aufzuklären und zu einem Austausch zu bewegen – ähnlich wie bei den bekannten Energielabels auf Haushaltsgeräten. Auf dem Label wurde die Effizienzklasse von A++ bis G angezeigt, ergänzt durch Hinweise auf Beratungs- und Förderangebote.
Doch während Kühlschränke oder Waschmaschinen nach wenigen Jahren ersetzt werden, scheuen viele Eigentümer den Tausch der Heizungsanlage wegen der Kosten. Der durchschnittliche Austauschzyklus beträgt laut Branchenangaben mehr als zwei Jahrzehnte. Das Label allein reichte nicht aus, um diesen Trend zu durchbrechen.
Entlastung für Schornsteinfeger
Mit dem Wegfall der Kennzeichnungspflicht entfällt auch die bisherige Aufwandsentschädigung für Schornsteinfeger. Sie waren seit 2017 gesetzlich verpflichtet, die Etiketten anzubringen und Verbraucher über deren Bedeutung zu informieren. Fachverbände begrüßen die Abschaffung überwiegend, da sie in der bisherigen Regelung vor allem Bürokratie und wenig Nutzen sahen.
Für die Energieeffizienz im Gebäudebereich bleibt das Thema dennoch zentral. Das Bundeswirtschaftsministerium betont, dass künftig andere Maßnahmen stärker gefördert werden sollen – etwa der Einbau klimafreundlicher Heizsysteme, Beratungsangebote durch Energieagenturen und die digitale Erfassung von Verbrauchsdaten.
Fokus auf Modernisierung statt Etikett
Das Ende des Heizungslabels markiert einen Kurswechsel in der Energiepolitik: Weg von administrativer Kontrolle, hin zu wirksameren Anreizen. Künftig sollen Investitionen in Sanierungen, Heizungsmodernisierungen und erneuerbare Wärme stärker gefördert werden.
Ob die Abschaffung tatsächlich zu weniger Aufwand und mehr Effizienz führt, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Die Wärmewende wird nicht über Aufkleber entschieden – sondern über den tatsächlichen Austausch alter Heizsysteme gegen moderne, klimafreundliche Technik.



