Moderne Heizsysteme sind längst mehr als simple Wärmeerzeuger – sie denken mit. Dank digitaler Steuerung und künstlicher Intelligenz optimieren sie den Energieeinsatz, sparen Kosten und erhöhen die Versorgungssicherheit.

Eine Nachricht auf dem Smartphone mit dem Inhalt „Deiner Heizung geht es gut“ mag zunächst banal wirken. Doch dahinter steckt ein neues Verständnis von Gebäudetechnik: Intelligente Heizsysteme kommunizieren aktiv mit ihren Nutzern, analysieren laufend ihren Zustand und reagieren flexibel auf veränderte Bedingungen – vom Wetter bis zur Anwesenheit der Bewohner.
Im Zentrum steht das sogenannte Home Energy Management System (HEMS). Es vernetzt sämtliche Energieflüsse im Haushalt: Strom, Gas, Solarthermie oder Heizungswärme. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz lassen sich diese Quellen optimal kombinieren. So wird beispielsweise bevorzugt Solarstrom genutzt, wenn die Sonne scheint, oder die Wärmepumpe aktiviert, sobald andere Quellen weniger effizient arbeiten.
Komfort und Kontrolle per App
Die digitale Steuerung erfolgt bequem per Smartphone oder Tablet – auch aus der Ferne. Wer auf dem Heimweg ist, kann die Raumtemperatur erhöhen oder einen Warmwasserzyklus starten. Im Fehlerfall sendet das System automatisch eine Störungsmeldung. Diese Transparenz erhöht nicht nur den Wohnkomfort, sondern beugt auch teuren Ausfällen vor.
„Revolutionär ist vor allem die Einbindung der Elektromobilität“, erklärt Andreas Lücke vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Das HEMS kann Ladevorgänge von Elektroautos mit einplanen oder sogar deren Akkus als temporären Stromspeicher nutzen. Auf diese Weise lassen sich Schwankungen bei der Einspeisung erneuerbarer Energien besser ausgleichen.
Hybride Systeme für mehr Effizienz
Das HEMS ist Bestandteil eines wachsenden Trends: hybride Heizsysteme. Diese setzen auf einen Mix verschiedener Energiequellen, darunter mindestens eine erneuerbare wie etwa eine Wärmepumpe. Sie bildet oft das Herzstück solcher Anlagen und nutzt Umweltwärme aus Erdreich, Luft oder Grundwasser – mit vergleichsweise geringem Strombedarf.
Ergänzt wird sie häufig durch Photovoltaik, die den Strom für die Pumpe bereitstellt. In Zeiten hoher Heizlast wie im Winter greifen viele Systeme zusätzlich auf Brennwerttechnik oder Festbrennstoffe zurück. Auch die Integration von Solarthermie zur Warmwassererzeugung ist möglich.
Neue Technik für Altbauten
Technologische Innovationen sollen die Systeme noch effizienter machen. So stellte Vaillant auf der Messe eine Wärmepumpe vor, die mit natürlichem Kältemittel arbeitet und Vorlauftemperaturen von bis zu 75 Grad erreicht – ideal für Altbauten mit klassischen Heizkörpern. Stiebel Eltron präsentierte Grundwasser-Wärmepumpen, die durch besonders geringe Druckverluste Energie sparen.
Ein weiteres Messe-Highlight ist die Brennstoffzellen-Heizung. Sie nutzt Erdgas, wandelt es in Wasserstoff um und erzeugt daraus Strom und Wärme. Laut BDH lassen sich damit gegenüber herkömmlichen Gaskesseln bis zu 50 Prozent CO₂ einsparen. Hersteller wie Remeha oder Viessmann zeigten neue Geräte für Ein- und Mehrfamilienhäuser.
Der Weg zur teilautarken Wärmeversorgung
Ziel all dieser Entwicklungen ist eine teilautarke, intelligente Energieversorgung im eigenen Zuhause. Systeme wie das HEMS passen den Energieeinsatz dynamisch an und berücksichtigen dabei Verbrauch, Wetter und Energiepreise. Die Kombination aus künstlicher Intelligenz, erneuerbaren Quellen und smarter Steuerung soll nicht nur CO₂ reduzieren, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern – ein zentraler Baustein für die Wärmewende.