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Kann ich eine Wärmepumpe nachrüsten?

Lange Zeit herrschte die Meinung vor, dass Wärmepumpen sich nicht im Altbau einsetzen lassen. Doch dank moderner Technik und durchdachter Planung ist es heute möglich, auch Bestandsgebäude ohne Flächenheizung effizient mit Umweltwärme zu beheizen.

Energiewende mit Viessmann Wärmepumpe und badenova Beratung (Quelle: Viessmann Climate Solutions)

Welche Faktoren beeinflussen die Effizienz einer Wärmepumpe im Altbau?

Wie bei jedem Heizsystem gilt: Je besser ein Gebäude gedämmt ist, desto effizienter arbeitet die Heizung. Doch bei Wärmepumpen im Bestand spielen weitere Faktoren eine wichtige Rolle:

1. Heizlastberechnung und passende Wärmepumpenleistung

Gerade bei schlechter gedämmten Gebäuden ist eine korrekte Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 entscheidend. Auf Basis des ermittelten Wärmebedarfs wird die passende Wärmepumpe ausgewählt. Besonders effizient sind Modelle mit einem hohen COP-Wert – dieser beschreibt das Verhältnis von eingesetztem Strom zur erzeugten Wärmeleistung.

2. Auswahl des passenden Kältemittels

Für Altbauten empfiehlt sich der Einsatz moderner Kältemittel, die auch bei niedrigen Temperaturen gut verdampfen und die Effizienz der Anlage verbessern.

3. Heizkörper prüfen und ggf. optimieren

Auch ohne Fußbodenheizung kann eine Wärmepumpe im Altbau sinnvoll betrieben werden. Wichtig ist, dass die Heizkörper ausreichend groß dimensioniert sind. Geeignet sind vor allem Niedertemperaturheizkörper oder Plattenheizkörper. Alternativ lassen sich bestehende Radiatoren mit Konvektionsblechen aufrüsten. Ein Fachbetrieb kann hier individuell beraten.

4. Hydraulischer Abgleich

Ein hydraulischer Abgleich sorgt für einen gleichmäßigen Durchfluss des Heizwassers in allen Heizkörpern und ist besonders im Altbau ein wichtiger Effizienzfaktor. Er ist zudem verpflichtend, wenn Fördermittel in Anspruch genommen werden sollen.

5. Dämmung und Gebäudehülle

Wird parallel zur Wärmepumpe auch die Dämmung von Dach, Fassade oder Fenstern verbessert, steigert das die Gesamtwirkung erheblich.

Tipp aus der Praxis

Ein einfacher Vorabtest hilft: Senken Sie die Vorlauftemperatur Ihrer bestehenden Heizung auf 55 °C und beobachten Sie an einem kalten Wintertag, ob die Räume ausreichend warm werden. Ist das der Fall, ist Ihr Gebäude in der Regel gut für den Wärmepumpenbetrieb geeignet.

Beispiel: Wärmepumpe im Altbau – so kann es aussehen

In einem Einfamilienhaus aus den 1980er-Jahren wurde eine Gasheizung durch eine moderne Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt. Das Gebäude war nur teilsaniert (Fenster erneuert, keine Fassadendämmung), die Heizkörper blieben erhalten. Nach Durchführung eines hydraulischen Abgleichs und dem Einbau eines 300-Liter-Pufferspeichers zeigte sich: Die Wärmepumpe konnte selbst im Winter bei Temperaturen um den Gefrierpunkt das Haus zuverlässig beheizen – mit einer Jahresarbeitszahl von 3,2.

Welche Wärmepumpe eignet sich für den Altbau?

Alle drei gängigen Wärmepumpenarten (Luft-Wasser, Sole-Wasser, Wasser-Wasser) sind im Prinzip im Bestand nutzbar. Wegen des geringeren baulichen Aufwands und der flexiblen Platzierung ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe jedoch am weitesten verbreitet. Entscheidend sind die örtlichen Gegebenheiten – wie Grundstücksgröße, Zugang zu Grundwasser und bauliche Rahmenbedingungen.

Kombination mit Photovoltaik

Eine PV-Anlage macht die Wärmepumpe noch nachhaltiger – insbesondere mit einem Batteriespeicher. So lässt sich eigens erzeugter Strom auch dann nutzen, wenn der Wärmebedarf hoch ist, etwa in den frühen Morgenstunden oder am Abend.

Hybridlösung: Wärmepumpe + bestehende Heizung

Ist der komplette Umstieg nicht möglich oder wirtschaftlich nicht sinnvoll, kann eine Wärmepumpe auch ergänzend zur bestehenden Öl- oder Gasheizung genutzt werden. Die Wärmepumpe übernimmt dann den Grundbedarf, die bestehende Heizung springt nur bei Bedarf ein.

Förderung und Wirtschaftlichkeit

Durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) erhalten Hausbesitzer derzeit attraktive Zuschüsse für den Einbau einer Wärmepumpe. Das reduziert die Investitionskosten spürbar – und sorgt zusammen mit der Einsparung bei den laufenden Energiekosten dafür, dass sich die Investition meist schon nach wenigen Jahren rechnet.

Fazit: Wärmepumpe im Altbau? In vielen Fällen ja

Eine Wärmepumpe lässt sich auch im Altbau effizient betreiben – sofern sie passend geplant und fachgerecht installiert wird. Bestehende Heizkörper können oft weitergenutzt werden, die Kombination mit Photovoltaik oder Hybridlösungen erhöht die Effizienz zusätzlich. Wer Fördermittel nutzt und auf die richtige Auslegung achtet, macht seinen Altbau fit für die Zukunft – klimafreundlich, unabhängig und nachhaltig.