Viele Hausbesitzer und Mieter glauben, dass sie durch das nächtliche Abschalten der Heizung Energie und Kosten sparen. Schließlich wird ja niemand wach, der warme Räume braucht. Doch ganz so einfach ist es nicht. Tatsächlich kann das komplette Herunterfahren der Heizung über Nacht mehr schaden als nützen – vor allem in schlecht gedämmten Gebäuden. Entscheidend ist, wie stark und wie lange abgesenkt wird.

Wärmeverluste und Trägheit der Gebäudehülle
Wird die Heizung vollständig abgeschaltet, kühlen die Wände, Decken und Fußböden aus. Diese Bauteile speichern normalerweise Wärme und tragen zur gleichmäßigen Temperatur im Raum bei. Sinkt ihre Temperatur stark ab, muss die Heizung am Morgen deutlich mehr Energie aufwenden, um sie wieder auf das gewünschte Niveau zu bringen.
Gerade bei älteren Häusern mit schlechter Dämmung ist dieser Effekt ausgeprägt. Hier verliert das Gebäude über Nacht so viel Wärme, dass der vermeintliche Spareffekt am nächsten Tag durch das erneute Aufheizen wieder zunichtegemacht wird. In gut gedämmten Neubauten kann eine moderate Nachtabsenkung dagegen sinnvoll sein, weil die gespeicherte Wärme langsamer verloren geht.
Schimmelgefahr bei zu starker Abkühlung
Ein weiteres Risiko ist Feuchtigkeit. Kühlt die Raumluft stark ab, steigt die relative Luftfeuchtigkeit. An kalten Außenwänden kann so Kondenswasser entstehen – der ideale Nährboden für Schimmel. Besonders gefährdet sind Ecken, Fensterlaibungen und hinter Möbeln stehende Außenwände.
Wer die Heizung nachts komplett ausschaltet, riskiert also nicht nur ein ungemütliches Klima, sondern auch Bauschäden. Deshalb raten Energieberater, die Temperatur nur leicht abzusenken statt ganz auszuschalten. Eine Absenkung um drei bis fünf Grad ist in der Regel unproblematisch und kann bei richtiger Einstellung tatsächlich Energie sparen.
Nachtabsenkung statt Abschaltung
Moderne Heizungen verfügen über eine sogenannte Nachtabsenkung. Sie reduziert die Vorlauftemperatur oder senkt die Raumtemperatur während festgelegter Zeiten. So arbeitet die Anlage mit geringerer Leistung, bleibt aber aktiv und verhindert ein komplettes Auskühlen.
Der Vorteil: Die Heizung startet morgens nicht bei null, sondern hat ein Grundtemperaturniveau beibehalten. Das spart Brennstoff und sorgt für gleichmäßige Wärmeverteilung. Besonders Brennwert- und Niedertemperaturheizungen sind auf einen kontinuierlichen Betrieb ausgelegt und reagieren ineffizient, wenn sie häufig vollständig abgeschaltet werden.
Unterschiedliche Systeme, unterschiedliche Wirkung
Wie sinnvoll eine Nachtabsenkung ist, hängt stark vom Heizsystem und der Gebäudedämmung ab.
- Fußbodenheizungen reagieren träge: Sie brauchen mehrere Stunden, um wieder auf Temperatur zu kommen. Hier ist eine starke Absenkung nicht empfehlenswert.
- Heizkörperanlagen in gut gedämmten Häusern erlauben moderate Absenkungen, da sie schnell aufheizen.
- Wärmepumpen arbeiten am effizientesten bei gleichmäßigem Betrieb. Häufiges An- und Ausschalten senkt den Wirkungsgrad und kann den Stromverbrauch sogar erhöhen.
In schlecht isolierten Altbauten führt eine längere Abschaltung dagegen zu hohen Wärmeverlusten. Dort lohnt sich die Nachtabsenkung meist nur geringfügig – oder gar nicht.
Richtiges Lüften und konstante Grundtemperatur
Neben der Heizregelung spielt das Lüftungsverhalten eine große Rolle. Wer die Heizung nachts abschaltet und gleichzeitig keine ausreichende Belüftung sicherstellt, riskiert Feuchtigkeitsprobleme. Besser ist es, regelmäßig kurz stoßzulüften und die Luftfeuchtigkeit zu kontrollieren.
Eine Grundtemperatur von etwa 17 bis 18 Grad in wenig genutzten Räumen reicht meist aus, um Energie zu sparen und Schimmel vorzubeugen. In Schlafräumen empfinden viele Menschen ohnehin kühlere Temperaturen als angenehmer.
Gleichmäßige Temperatur
Das nächtliche Abschalten der Heizung spart nur unter bestimmten Bedingungen Energie. In gut gedämmten Gebäuden kann eine moderate Nachtabsenkung sinnvoll sein, in älteren Häusern mit hoher Wärmeverlustquote dagegen nicht. Komplettes Abschalten führt häufig zu Auskühlung, höherem Energieverbrauch am Morgen und erhöhter Schimmelgefahr. Wer effizient heizen möchte, sollte auf eine gleichmäßige Grundtemperatur setzen und die Heizzeiten intelligent steuern – das schont sowohl den Geldbeutel als auch die Bausubstanz.



