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Nahwärme – was sie bedeutet, was sie kostet, und ob sie sich lohnt

Eine Wärmequelle, die sich ganze Straßenzüge oder Viertel teilen: Immer mehr Kommunen setzen beim Heizen auf Nahwärme. Doch was ist das genau – und ist sie wirklich günstiger als Gas?

Nahwärme bezeichnet die zentral bereitgestellte Wärmeversorgung für mehrere Gebäude innerhalb eines begrenzten Gebiets, etwa für ein Neubauviertel, eine Siedlung oder eine kleine Ortschaft.

Im Gegensatz zur Fernwärme, die über große Distanzen und städtische Netze transportiert wird, werden bei der Nahwärme kürzere Leitungen genutzt – meist unter einem Kilometer Länge.

Die Wärme entsteht in einer zentralen Heizstation, z. B. durch:

  • Blockheizkraftwerke (BHKW)
  • Pellet- oder Hackschnitzelheizungen
  • Solarthermie-Anlagen
  • Geothermie
  • Abwärmenutzung aus Industrie oder Biogasanlagen

Das heiße Wasser wird durch isolierte Rohre zu den angeschlossenen Häusern geleitet. Dort gibt eine Übergabestation die Wärme an das Heizsystem des Gebäudes ab. Eine eigene Heizung im Haus ist nicht mehr nötig.

Für wen kommt Nahwärme infrage?

Nahwärme ist vor allem in Neubaugebieten, ländlichen Ortschaften oder dörflichen Quartieren sinnvoll, in denen eine zentrale Wärmeerzeugung für mehrere Haushalte wirtschaftlich betrieben werden kann. Auch bei Sanierungen ganzer Straßenzüge oder im Zusammenhang mit kommunaler Wärmeplanung wird Nahwärme zunehmend berücksichtigt.

Voraussetzung ist in der Regel, dass mehrere Gebäude dicht beieinanderliegen und ein Netz wirtschaftlich verlegt und betrieben werden kann. Für Einzelhäuser im Streubau ist Nahwärme kaum geeignet – hier greifen eher andere Lösungen wie Wärmepumpen.

Was kostet Nahwärme?

Die Kosten für Nahwärme setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen:

  • Anschlusskosten (Einmalbetrag für den Netzanschluss)
  • Grundpreis (monatlich, auch bei geringem Verbrauch)
  • Arbeitspreis (für die tatsächlich verbrauchte Wärmemenge)

Die Anschlusskosten können zwischen 5.000 und 10.000 Euro liegen, abhängig vom Anbieter, vom Standort und von der Entfernung zur Wärmezentrale. In einigen Fördergebieten oder bei kommunalen Trägern sind Zuschüsse möglich, die den Anschluss günstiger machen.

Der Arbeitspreis für Nahwärme liegt derzeit meist zwischen 10 und 14 Cent pro Kilowattstunde – ähnlich wie bei Gas. Der Grundpreis variiert stark: Manche Anbieter verlangen monatlich rund 20 bis 40 Euro, andere deutlich mehr. Dadurch kann sich die Nahwärme bei niedrigem Verbrauch als teurer erweisen, bei hohem Wärmebedarf hingegen wirtschaftlich günstiger als eine eigene Gas- oder Ölheizung.

Ist Nahwärme günstiger als Gas?

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Nahwärme kann günstiger sein, wenn:

  • das Netz öffentlich gefördert wurde
  • die Energiequelle effizient und preisstabil ist (z. B. Holz, Abwärme)
  • die Grundpreise moderat ausfallen
  • kein Wartungsaufwand für eigene Heiztechnik entsteht

Sie kann aber auch teurer sein, wenn:

  • der Anbieter Monopolpreise verlangt
  • hohe Anschlusskosten fällig werden
  • die Preisbindung langfristig ungünstig ist

Ein wesentlicher Vorteil: Bei Nahwärme fallen keine eigenen Wartungs-, Reparatur- oder Investitionskosten für Heizkessel oder Brenner an. Auch Schornsteinfegergebühren entfallen. Dafür ist man aber dauerhaft an den Anbieter gebunden – oft mit langfristigen Vertragslaufzeiten von 10 bis 20 Jahren.

Wie klimafreundlich ist Nahwärme?

Die Klimabilanz hängt stark von der Energiequelle ab. Wird die Wärme aus regenerativen Quellen wie Holz, Solarthermie oder Biogas gewonnen, gilt das System als CO₂-arm bis klimaneutral. Wird hingegen fossiles Erdgas eingesetzt, ist der Vorteil geringer.

Viele Anbieter setzen inzwischen auf Mischsysteme, bei denen regenerative und fossile Quellen kombiniert werden. Ziel ist es, den regenerativen Anteil bis 2045 schrittweise zu erhöhen, um den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes zu entsprechen.

Zukunftsfähig, aber prüfenswert

Nahwärme ist eine zukunftsfähige und zentrale Lösung zur klimafreundlichen Energieversorgung, vor allem in neu erschlossenen Gebieten oder im Rahmen kommunaler Wärmekonzepte. Ob sie im Einzelfall günstiger als Gas ist, hängt von den lokalen Bedingungen, der Preisgestaltung des Anbieters und dem individuellen Verbrauchsverhalten ab. Wer sich für Nahwärme interessiert, sollte daher Angebote sorgfältig vergleichen, Anschlussbedingungen prüfen – und auch mögliche Förderungen berücksichtigen.