Startseite » Heizungssysteme » Neue Heiztechnologie: Luftdurchströmte Wände

Neue Heiztechnologie: Luftdurchströmte Wände

Platten statt Rohre – die Wandheizung ersetzt die Fußbodenheizung: Einströmende Luft wird durch spezielle Wandplatten in der warmen Jahreszeit auf etwa 22 Grad abgekühlt, im Winter auf 25 Grad erwärmt. Das luftgeführte Wandheizsystem mit integrierter Lüftung stellt eine neue Lösung für energieeffizientes Bauen dar – besonders im Bereich der modularen Fertighäuser und Niedrigenergiehäuser nach KfW-40-Standard.

Luftgeführtes Wandheizsystem mit integrierter Lüftung

In einem zweijährigen Forschungsprojekt wird derzeit im sächsischen Blankenheim die Kombination aus aus Strahlungswärme, Wärmespeicherung und kontrollierter Lüftung einem Praxistest unterzogen. Dahinter stehen die Unternehmen Ruba Hausbau (Blankenheim) und Müller-Projekt (Sangerhausen), finanziert aus Mitteln des Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM).

Hohe Effizienz

Sollte sich die erhoffte Effizienz bewahrheiten, dürfte das System mittelfristig auch im Sanierungsbereich an Bedeutung gewinnen. So sollen die Investitionskosten um etwa 7.000 Euro verringert werden und die jährlichen Betriebskosten um etwa 300 Euro sinken.

Durch die Kombination aus Strahlungswärme, Wärmespeicherung und kontrollierter Lüftung bietet es hohen Komfort, spart Energie und Platz und könnte langfristig eine Alternative zur Fußbodenheizung werden.

Funktionsprinzip

Bei diesem neuartigen System erfolgt die Wärmeverteilung über luftdurchströmte Wände, in denen sich spezielle Luftkanäle befinden. Die erwärmte Luft wird dort entlanggeführt, gibt ihre Energie über Strahlungswärme an die Raumwände ab und temperiert so die Innenräume auf angenehme Weise. Die Wärmequelle ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die effizient Umweltwärme nutzt.

Strahlungswärme mit niedrigeren Solltemperaturen

Durch die gezielte Abgabe von Strahlungswärme über die Wandflächen kann die Raumtemperatur um etwa zwei Grad Celsius niedriger eingestellt werden als bei konventionellen Konvektionsheizungen – ohne dass der Komfort leidet. Das senkt nicht nur den Energiebedarf, sondern auch die Heizkosten.

PCM-Wärmelatentspeicher

In die Wandzwischenräume werden sogenannte PCM-Platten (Phase Change Materials) eingebaut. Diese Materialien haben die Fähigkeit, Wärme zu speichern und bei Bedarf wieder abzugeben:

  • Im Winter speichern sie überschüssige Heizwärme und geben sie bei Auskühlung der Räume wieder ab.
  • Im Sommer nehmen sie tagsüber überschüssige Wärme auf und geben diese nachts – mit Hilfe kühler Außenluft – wieder ab.
    Dadurch entsteht ein passiver, nahezu wartungsfreier Effekt der Temperierung.

Integrierte Wohnraumlüftung (KWL)

Zusätzlich ist in das Wandsystem eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Zu- und Abluft integriert. Die Luftkanäle befinden sich ebenfalls innerhalb der Wand – platzraubende Rohrleitungen entfallen. Das System sorgt für:

  • Frische, vorgewärmte Luft im Winter (ca. 25 °C),
  • Gekühlte Luft im Sommer (ca. 22 °C),
  • Gleichmäßige Luftverteilung ohne Zugerscheinungen.

Forschung und Marktreife

Vorteile im Überblick:

  • Hohe Energieeffizienz durch Kombination aus Wärmepumpe, Strahlungswärme und Wärmelatentspeicher
  • Geringere Raumtemperatur nötig → spart Energie
  • Verbesserter thermischer Komfort ohne Heizkörper oder Fußbodenheizung
  • Platzsparende Integration im Wandaufbau
  • Ganzjähriger Temperaturausgleich dank PCM-Technologie
  • Wohnraumlüftung mit temperierter Zuluft sorgt für besseres Raumklima
  • Reduzierte Baukosten durch einfacheren Aufbau

Mögliche Herausforderungen:

  • Höherer Planungsaufwand bei Neubau und eventuell bei Sanierung
  • Weniger bekanntes System, daher noch geringe Marktdurchdringung
  • Materialkosten für PCM-Elemente sind aktuell noch vergleichsweise hoch
  • Für nachträgliche Installationen in Bestandsbauten eventuell nur eingeschränkt einsetzbar

Das System befindet sich derzeit in der Erprobungsphase. Die Entwickler arbeiten mit Fördermitteln aus dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) und wollen den praktischen Nachweis der Effizienz und Wirtschaftlichkeit führen. Erste Theorieberechnungen zeigen bereits Erfolg, nun wird die reale Anwendung in einem Demonstrationshaus getestet.