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Praxistest: Viele Wärmepumpen laufen ineffizient

Wärmepumpen gelten als Hoffnungsträger der Wärmewende. Sie arbeiten klimafreundlich und können – richtig eingestellt – besonders effizient heizen. Eine aktuelle europäische Feldstudie der ETH Zürich zeigt jedoch: Viele Anlagen schöpfen ihr Potenzial nicht aus. Schon kleine Korrekturen könnten die Effizienz deutlich steigern – und Stromkosten senken.

Wärmepumpe hinter einer Verkleidung (Foto: Vincent Nageotte & Agence Oblica für Devaux SA)

Große Studie zeigt Effizienzprobleme

In der bislang größten Untersuchung dieser Art haben Wissenschaftler der ETH Zürich über zwei Jahre hinweg die Echtzeitdaten von 1.023 Wärmepumpen in zehn europäischen Ländern ausgewertet – darunter auch Deutschland, Österreich und Frankreich. Die Analyse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature Communications, macht deutlich: Zwischen Theorie und Praxis klafft eine deutliche Lücke.

Rund 17 Prozent der Luft-Wasser-Wärmepumpen unterschritten die geltenden Mindestanforderungen an die Energieeffizienz. Bei den Erdwärmepumpen war dieser Anteil mit zwei Prozent deutlich geringer. Dennoch zeigt die Studie, wie stark sich die tatsächliche Effizienz einzelner Anlagen unterscheidet – teils um den Faktor drei.

Die Ursachen: falsche Einstellungen und schlechte Planung

Die Forscher identifizierten mehrere Gründe für die Schwankungen. Besonders häufig lagen die Ursachen in der Inbetriebnahme und Konfiguration der Geräte:

  • Bei rund 40 Prozent der Anlagen war die Heizkurve zu hoch eingestellt – die Wärmepumpe arbeitet dann mit unnötig hohen Vorlauftemperaturen und verbraucht entsprechend mehr Strom.
  • Ein Drittel der Geräte hatte eine schlecht umgesetzte Nachtabsenkung, was zu Auskühlung und erhöhtem Nachheizbedarf führte.
  • Ein Viertel der Anlagen lief weiter, obwohl es angesichts milder Außentemperaturen nicht nötig gewesen wäre – die sogenannte Heizgrenze war falsch gesetzt.
  • Zehn Prozent der Wärmepumpen waren überdimensioniert. Das senkt die Effizienz, weil die Geräte im Teillastbetrieb arbeiten müssen.

Nur etwa ein Prozent der Geräte war unterdimensioniert. Das deutet laut den Forschenden darauf hin, dass überdimensionierte Anlagen in der Praxis häufiger vorkommen – meist aus Unkenntnis oder Sicherheitsdenken der Installateure.

Das technische Potenzial ist hoch

Trotz dieser Mängel bestätigt die Studie die hohe Leistungsfähigkeit korrekt installierter Wärmepumpen. Die besten Erdwärmepumpen erreichten einen sogenannten Seasonal Coefficient of Performance (SCOP) von über 7, die besten Luft-Wasser-Geräte kamen auf Werte über 5. Das bedeutet: Aus einer Kilowattstunde Strom erzeugen sie fünf bis sieben Kilowattstunden Wärmeenergie.

Zum Vergleich: Gas- oder Ölheizungen liegen typischerweise bei einem Wirkungsgrad von rund 0,9 bis 1,1. Wärmepumpen sind also, technisch betrachtet, deutlich überlegen – sofern sie richtig konfiguriert werden.

Einfache Maßnahmen für mehr Effizienz

Die ETH-Forscher empfehlen drei zentrale Maßnahmen, mit denen Eigentümer die Leistung ihrer Wärmepumpe spürbar verbessern können:

  1. Vorlauftemperatur senken: Die Heizung sollte möglichst mit Temperaturen unter 55 °C arbeiten – das steigert die Effizienz.
  2. Gleichmäßiger Betrieb statt Nachtabsenkung: Häufiges Ein- und Ausschalten ist ungünstig. Besser ist eine konstante Regelung mit geringer Temperaturdifferenz.
  3. Jahresarbeitszahl im Blick behalten: Die JAZ sollte über 3 liegen – dieser Wert lässt sich in der Regel am Gerät oder per App ablesen.

Schon kleine Anpassungen – etwa eine Reduktion der Heizkurve um ein Grad Celsius – können laut Studie den Stromverbrauch um 2,6 Prozent senken.

Fehlende Kontrolle nach dem Einbau

Dass viele Wärmepumpen nicht optimal laufen, liegt auch an der mangelhaften Nachbetreuung. Zwar liefern moderne Geräte Echtzeitdaten, doch diese werden oft nicht sinnvoll ausgewertet. Die Studie fordert daher einheitliche Standards für eine Effizienzmessung im Betrieb und digitale Tools, die sowohl Installateuren als auch Nutzern klares Feedback geben.

Smarte Thermostate, vernetzte Sensoren und internetfähige Heizungssteuerungen könnten helfen, falsche Einstellungen frühzeitig zu erkennen – etwa über Apps oder automatisierte Optimierungsvorschläge.

Planung ist entscheidend – und wird gefördert

Wer eine Wärmepumpe plant, sollte auf eine fundierte Planung setzen. Dabei hilft ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP), der von zertifizierten Energieberatern erstellt und staatlich gefördert wird. Er liefert realistische Empfehlungen zur passenden Dimensionierung und Kombination mit anderen Maßnahmen wie Dämmung oder Heizkörpertausch.

Beratungsangebote – etwa bei Energieagenturen oder Dienstleistern wie Enter – bieten online buchbare iSFPs, die auch Grundlage für Fördermittel sein können.

Technik ok – aber oft schlecht genutzt

Die Wärmepumpe ist technisch ausgereift und klimafreundlich. Doch ihr Beitrag zur Wärmewende hängt maßgeblich davon ab, ob sie auch im Alltag effizient betrieben wird. Die Studie der ETH Zürich zeigt: Mit etwas Know-how und gezielter Kontrolle lassen sich große Effizienzpotenziale heben – zum Vorteil von Klima und Haushaltskasse.