Der Gasverbrauch in Deutschland wird bis 2030 kaum sinken. Das ergeben aktuelle Berechnungen der Unternehmensberatung McKinsey.
Laut der Beratung schrumpft der Gesamtverbrauch in den drei Sektoren Haushalte/Gewerbe, Industrie und Kraftwerke von derzeit 740 Terrawattstunden (TWh) bis 2030 auf nur 690 bis 720 TWh. 2030 ist ein staatlicher Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität Deutschlands.
Die frühere Ampel-Regierung war in ihrem Netzwentwicklungsplan (NEP) von einem Gasbedarf zwischen 550 und 650 TWh ausgegangen. Die NEP-Modelle basieren auf Langzeitszenarien des von Robert Habeck geleiteten Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz für 2030.
Einer der Gründe für den erhöhten Gasbedarf ist, dass Haushalte und Gewerbebetriebe nur schleppend auf Wärmepumpen umsteigen. Das betrifft sowohl die Quote bei Neubauten als auch bei Sanierungen im Bestand, wo Gasheizungen unverändert erste Wahl sind. 2023 lag der Absatz bei einem Rekord von nahezu 800.000 neuen Gasheizungen.
Daher erwartet McKinsey im Sektor Haushalte und Gewerbe, Handel und Dienstleistungen bis 2030 lediglich einen Rückgang der Gasnachfrage um 35 bs 45 TWh auf etwa 285 bis 295 TWh. 2023 betrug der Bedarf an Erdgas etwa 330 TWh.
Ein weiterer wichtiger Grund für die erhöhte Nachfrage ist, dass der Erdgasbedarf bei Stromproduktion und Fernwärme-Erzeugung (Verbrauchssektor Kraftwerke) wächst, anstelle zu sinken. Entfielen 2023 noch 140 TWh Erdgas auf den Einsatz von Strom und 55 TWh auf Fernwärme, könnte dieser Wert bis 2030 sogar auf 170 bis 175 TWh (Stromerzeugung) und 75 bis 80 TWh (Fernwärme) klettern. Das liege am Kohle- und Kernkraftausstieg und dem Bedarf an Backwup-Kraftwerken, die zunächst mit Gas betrieben werden. Erneuerbare Energien können die Stromnachfrage bei Dunkelflauten nicht decken, zudem lahmt hier der Netzausbau.
Dazu kommt, dass viele Kommunen in ihrer Wärmeplanung auf Gas setzen: Von 11 Fernwärmeanbietern gebe es bereits konkrete Pläne, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen in großem Umfang von Kohle auf Gas umzustellen.
Nur im Industrie-Sektor sinkt der Gasbedarf durch Elektrifizierung und Effienzsteigerungen um 45 bis 55 TWh bis 2030 von rund 215 TWh auf 160 bis 170 TWh Erdgas.
Das Fazit on McKinsey ist also klar: „Erdgas bleibt bis auf Weiteres von zentraler Bedeutung für die Energieversorgung in Deutschland.“