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Als Ölheizungen in Mode waren: Aufstieg und Fall der Ölheizung in Deutschland

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Deutschland einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, der auch vor den heimischen Heizkellern nicht haltmachte. Die Ölheizung avancierte zum Symbol des modernen Wohnkomforts und löste vielerorts traditionelle Heizmethoden ab. Doch was führte zu ihrem Aufstieg, und welche Gründe brachten letztlich ihren Niedergang?

Gebäudesektor in den 60er Jahren (Foto: IHK-Archiv)

Der Aufstieg der Ölheizung

Nach 1945 standen viele deutsche Haushalte vor der Herausforderung, ihre zerstörten oder veralteten Heizsysteme zu erneuern. Kohleöfen, die zuvor weit verbreitet waren, galten als arbeitsintensiv und ineffizient. In dieser Phase bot die Ölheizung eine attraktive Alternative: Sie war sauberer, effizienter und einfacher zu bedienen. Zudem profitierte sie von den damals niedrigen Ölpreisen und der sicheren Versorgungslage.

Bereits in den 1950er Jahren begann der Siegeszug der Ölheizung. Die Möglichkeit, Räume zentral und zuverlässig zu beheizen, entsprach dem Wunsch nach modernem Wohnkomfort. Bis in die 1970er Jahre hinein stieg die Zahl der Haushalte mit Ölheizungen kontinuierlich an.

Die Ölkrisen der 1970er Jahre

Die 1970er Jahre brachten jedoch eine Wende. Die Ölkrisen von 1973 und 1979 führten zu drastischen Preisanstiegen und machten die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen deutlich. Diese Ereignisse zwangen viele Länder, darunter auch Deutschland, ihre Energiepolitik zu überdenken und nach Alternativen zu suchen. Die zuvor als sicher geltende Ölversorgung wurde plötzlich als Risiko wahrgenommen.

Umweltbewusstsein und technologische Alternativen

Mit dem wachsenden Umweltbewusstsein in den 1980er und 1990er Jahren geriet die Ölheizung zunehmend in die Kritik. Der hohe CO₂-Ausstoß und die Umweltbelastung durch Ölunfälle rückten in den Fokus der Öffentlichkeit. Parallel dazu wurden alternative Heiztechnologien entwickelt und gefördert. Gasheizungen, die als umweltfreundlicher galten, sowie die Nutzung erneuerbarer Energien wie Solarthermie und später Wärmepumpen gewannen an Bedeutung.

Politische Maßnahmen und gesetzliche Vorgaben

Die deutsche Regierung reagierte auf diese Entwicklungen mit verschiedenen Maßnahmen. Bereits in den 1990er Jahren wurden Förderprogramme für den Austausch alter Ölheizungen aufgelegt. Das Ziel war es, den CO₂-Ausstoß zu reduzieren und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.

Ein entscheidender Schritt war die Einführung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), das im November 2020 in Kraft trat. Es schreibt unter anderem vor, dass neu installierte Heizungen zu einem bestimmten Anteil mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Ab 2026 ist der Einbau neuer Ölheizungen in Neubauten nur noch unter strengen Auflagen erlaubt. Bestehende Anlagen dürfen weiter betrieben werden, müssen jedoch nach 30 Jahren ausgetauscht werden, sofern sie nicht den aktuellen Effizienzstandards entsprechen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Klimaziele Deutschlands zu erreichen und den CO₂-Ausstoß im Gebäudesektor deutlich zu senken.

Der Rückgang der Ölheizungen

Diese politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen führten zu einem deutlichen Rückgang der Ölheizungen in Deutschland. Während in den 1970er Jahren ein Großteil der Haushalte mit Öl heizte, sank dieser Anteil kontinuierlich. Laut Daten des Umweltbundesamtes gab es im Jahr 2019 noch rund 8,7 Millionen Haushalte, die mit Öl heizten. Dieser Trend setzte sich in den folgenden Jahren fort, insbesondere durch die verstärkte Förderung von erneuerbaren Energien und effizienteren Heizsystemen.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

In den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für Heizungssysteme weiter verändert. Die steigenden CO₂-Preise und die politischen Bestrebungen zur Klimaneutralität bis 2045 setzen fossile Heizsysteme unter Druck. Moderne Technologien wie Wärmepumpen, die Umweltwärme nutzen, oder Holzpelletheizungen, die mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben werden, gewinnen an Marktanteil.

Zudem haben einige Bundesländer und Kommunen eigene Förderprogramme aufgelegt, um den Austausch alter Ölheizungen zu beschleunigen. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen und den Gebäudesektor nachhaltiger zu gestalten.

Fazit: Eine wichtige Rolle – aber ein Auslaufmodell

Die Geschichte der Ölheizung in Deutschland ist ein Spiegelbild der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Vom Symbol des modernen Wohnkomforts in der Nachkriegszeit entwickelte sie sich durch ökologische und ökonomische Herausforderungen zu einem Auslaufmodell. Die Energiewende und das Streben nach Klimaneutralität haben den Weg für alternative, umweltfreundlichere Heizsysteme geebnet. Dennoch bleibt die Ölheizung ein wichtiger Teil der deutschen Heizgeschichte und verdeutlicht die Dynamik technologischer und gesellschaftlicher Veränderungen.