Obwohl Energiepreise bundesweit weitgehend auf ähnlichem Niveau liegen, zahlen Verbraucher in Ostdeutschland im Verhältnis zu ihrem Einkommen deutlich mehr. Eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt: Kaufkraftbereinigt liegen die Energiekosten im Osten um durchschnittlich 17 Prozent über denen im Westen – beim Heizen sogar um fast ein Viertel.
680 Euro Mehrbelastung pro Jahr
Ein typischer Drei-Personen-Haushalt gibt laut Verivox bundesweit im Schnitt rund 4.219 Euro im Jahr für Energie aus – im Osten 4.210 Euro, im Westen 4.225 Euro. Der nominelle Unterschied ist also gering. Rechnet man jedoch die unterschiedlichen Einkommen ein, zeigt sich ein anderes Bild: Im Westen belaufen sich die kaufkraftbereinigten Energiekosten auf etwa 4.099 Euro, im Osten dagegen auf 4.779 Euro. Damit zahlen ostdeutsche Haushalte real rund 680 Euro mehr für Energie.
Besonders stark betroffen sind laut Auswertung die Bewohner Bremens, wo die Energiekosten kaufkraftbereinigt rund 21 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegen. Auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt (jeweils +17 Prozent) sowie in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen (jeweils +16 Prozent) ist die Belastung überdurchschnittlich hoch. Am günstigsten kommen Verbraucher in Bayern weg: Dort liegen die Energiekosten rund 11 Prozent unter dem Bundesschnitt.
Heizen im Osten deutlich teurer
Der größte Unterschied zeigt sich beim Heizen. Während Haushalte in den neuen Bundesländern kaufkraftbereinigt durchschnittlich 1.562 Euro pro Jahr ausgeben, zahlen westdeutsche Haushalte im Schnitt 1.268 Euro – also rund 23 Prozent weniger. Besonders hoch sind die Heizkosten in Bremen (1.686 Euro), Sachsen (1.629 Euro) und Thüringen (1.604 Euro). Am günstigsten ist das Heizen in Bayern (1.174 Euro) und Hamburg (1.196 Euro).
Die Gründe liegen weniger in regional unterschiedlichen Energiepreisen als vielmehr in der Einkommenssituation. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) beträgt das durchschnittlich verfügbare Haushaltseinkommen in Westdeutschland 61.876 Euro, in Ostdeutschland dagegen nur 52.891 Euro. Dadurch geben ostdeutsche Haushalte einen deutlich größeren Anteil ihres Budgets für Energie aus – trotz vergleichbarer Preise.
Ursachen und politische Reaktionen
Ein weiterer Kostentreiber sind die sogenannten Netzentgelte, also die Gebühren für Transport und Wartung des Stromnetzes. Diese fallen in Ostdeutschland teils deutlich höher aus, weil die Stromleitungen dort längere Strecken überbrücken müssen. Die Bundesregierung plant deshalb, die Netzentgelte ab 2026 gerechter zu verteilen. Zudem soll eine Umlage auf den Gaspreis entfallen, um Haushalte zu entlasten.
Das Ziel: Die Energiewende sozial ausgewogener gestalten. Denn während sich viele ostdeutsche Haushalte beim Heizen und Tanken zunehmend einschränken müssen, wächst die Belastung durch gestiegene Lebenshaltungskosten weiter.
Zur Methodik
Für die Berechnung nutzte Verivox ein Musterbeispiel mit einem Drei-Personen-Haushalt, einem Wärmebedarf von 12.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr, einem Stromverbrauch von 3.500 kWh und einer jährlichen Fahrleistung von 13.300 Kilometern. Grundlage waren Daten des Statistischen Bundesamtes sowie aktuelle Durchschnittspreise für Strom, Gas und Kraftstoffe (Super E10 und Diesel).



