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Nebeneffekt der Energiewende: Was droht Verbrauchern bei einem Brownout?

Flackernde Lampen, nachlassende Spannung – wenn der Strom nicht ganz weg ist, aber doch schwächelt, spricht man von einem Brownout. Doch was genau bedeutet das, und wann besteht Grund zur Sorge?

Ein Brownout bezeichnet eine zeitweilige Spannungsschwankung im Stromnetz. Dabei fällt der Strom nicht vollständig aus, sondern wird schwächer. Im Alltag äußert sich das etwa durch flackerndes Licht oder schwächer laufende Geräte. Unterschieden wird zwischen kontrollierten und unkontrollierten Brownouts.

Unkontrollierte Brownouts entstehen, wenn weniger Strom eingespeist wird, als Verbraucher abnehmen – etwa durch technische Störungen oder eine Überlastung des Netzes. Die Spannung sinkt, ohne dass es zum totalen Stromausfall kommt.

Bei einem kontrollierten Brownout greifen Netzbetreiber gezielt ein und schalten bestimmten Verbrauchern kurzfristig den Strom ab. Ziel ist es, das Stromnetz zu stabilisieren und einen flächendeckenden Blackout zu verhindern. Solche Eingriffe sollen in Lastspitzenzeiten stattfinden – etwa abends zwischen 17 und 18 Uhr, wenn gekocht, geheizt und beleuchtet wird.

Wann die Gefahr am größten ist

Die Bundesnetzagentur beobachtet den höchsten Stromverbrauch in den frühen Abendstunden. Wenn Herd, Licht und Heizung gleichzeitig laufen, steigt die Netzbelastung stark an. Im Gegensatz dazu sinkt der Strombedarf deutlich, sobald die Bewohner auf die Couch wechseln und nur noch Fernseher oder Computer nutzen.

Mittags dagegen ist die Gefahr gering. In dieser Zeit liefern Solaranlagen zumindest geringe Mengen Strom, während der Haushaltsverbrauch vergleichsweise niedrig ist. Für Verbraucher mit flexiblen Stromtarifen kann sich das lohnen: Die niedrigsten Strompreise verzeichneten Experten seit Jahren regelmäßig nachts oder um die Mittagszeit.

Auswirkungen auf Haushaltsgeräte

In der Regel halten moderne Haushaltsgeräte kurzzeitige Spannungsabfälle gut aus. Viele verfügen über integrierte Schutzmechanismen, die bei zu starken Schwankungen automatisch abschalten. Geräte wie Laptops oder Smartphones überbrücken Brownouts mit ihren Akkus problemlos.

Anders sieht es bei einem vollständigen Stromausfall aus: Hier können ungespeicherte Daten auf PCs verloren gehen oder Küchengeräte ihre Uhrzeit und Programme vergessen. Im Alltag bleibt ein Brownout für viele Nutzer jedoch meist folgenlos.

Brownout trotz sinkendem Stromverbrauch?

Trotz des wachsenden Einsatzes von Wärmepumpen und Elektroautos ist der Stromverbrauch in Deutschland rückläufig. Laut Angaben aus dem Jahr 2023 lag er etwa 20 Prozent unter dem Niveau der späten 2000er-Jahre. Die Gefahr eines Brownouts resultiert daher nicht aus übermäßigem Verbrauch, sondern aus ungleichmäßiger Stromerzeugung.

Erneuerbare Energien wie Wind und Solar decken inzwischen einen großen Teil des Bedarfs, doch sie sind wetterabhängig. Bei Dunkelflauten – also längeren Phasen mit wenig Wind und Sonne – sinkt die Einspeisung spürbar. Das Stromnetz kann solche Lücken bislang nur begrenzt mit Speichern oder Pumpspeicherkraftwerken ausgleichen.

Kraftwerksstrategie gegen Versorgungslücken

Um künftige Engpässe zu vermeiden, setzt das Bundeswirtschaftsministerium auf neue Gaskraftwerke. Diese sollen einspringen, wenn erneuerbare Quellen zu wenig liefern. Perspektivisch ist geplant, die Anlagen auf Wasserstoff umzustellen, der in sonnenreichen Zeiten aus überschüssigem Strom erzeugt werden könnte.

Bisher fehlt jedoch ein verbindlicher politischer Beschluss. Branchenvertreter wie RWE-Chef Markus Krebber drängen auf mehr Tempo beim Ausbau grundlastfähiger Kraftwerke. Bis dahin bleibt der Strommarkt das wichtigste Steuerungsinstrument.

Strompreis als Regelmechanismus

In Zeiten hoher Netzbelastung steigen die Preise stark an – mitunter auf das Acht- bis Zehnfache. Das sorgt für Entlastung: Industriebetriebe fahren ihre Produktion herunter, Verbraucher verschieben energieintensive Tätigkeiten wie Kochen. Kurzfristig hilft dieses System, den Verbrauch zu regulieren und Brownouts zu vermeiden.

Langfristig ist ein dauerhaft hoher Preis kein Ersatz für eine stabile Versorgung. Ein verlässliches Netz mit wetterunabhängigen Kraftwerken bleibt daher das zentrale Ziel der Energiewende. Der Strompreis kann lediglich übergangsweise dabei helfen, Engpässe zu glätten.