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Vonovia setzt auf Wärmepumpen: Wie der Wohnungskonzern die Heizwende im Bestand vorantreibt

Deutschlands größter Wohnungskonzern treibt die Wärmewende voran. Vonovia modernisiert schrittweise die Heizsysteme seiner Mehrfamilienhäuser und setzt dabei auf Wärmepumpen – eine Technologie, die bislang vor allem im Einfamilienhaus verbreitet war. Ziel ist, den Energieverbrauch zu senken, den CO₂-Ausstoß zu reduzieren und die Abhängigkeit von Gas dauerhaft zu verringern.

Strategiewechsel in der Heiztechnik

Nach Jahrzehnten mit klassischen Gaszentralheizungen hat der Konzern die Weichen auf elektrische Wärmeerzeugung gestellt. Bereits mehrere Hundert Wärmepumpen sind in Betrieb, weitere Tausende sollen folgen. Vonovia sieht darin nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch eine Investition in die Stabilität der Energieversorgung.

Technisches Konzept für den großen Maßstab

Die Umstellung im Bestand gilt als technische Herausforderung. Ältere Gebäude verfügen häufig über Heizsysteme, die für hohe Vorlauftemperaturen ausgelegt sind. Damit Wärmepumpen effizient arbeiten, müssen die Anlagen an die niedrigeren Temperaturen angepasst werden. Das erfordert in vielen Fällen einen hydraulischen Abgleich, größere Heizkörper oder eine verbesserte Wärmedämmung.

Vonovia setzt deshalb auf standardisierte, modulare Systeme, die sich in großem Maßstab umsetzen lassen. Zentrale Wärmepumpen versorgen ganze Gebäude oder Hausgruppen. Ergänzend testet der Konzern Quartierslösungen, bei denen mehrere Häuser über eine gemeinsame Anlage beheizt werden. Als Wärmequelle dient meist die Umgebungsluft, seltener Erd- oder Abwärme.

Die Systeme sind digital gesteuert: Sensoren erfassen in Echtzeit die Verbrauchsdaten und regeln die Leistung automatisch. Laut Unternehmensangaben lassen sich so Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent erzielen, ohne dass die Bewohner auf Wohnkomfort verzichten müssen.

Wirtschaftlichkeit und staatliche Förderung

Die Investitionskosten für den Umbau sind hoch, doch der Konzern rechnet mit einer langfristigen Amortisation. Ein Teil des benötigten Stroms wird über Photovoltaikanlagen auf den Dächern erzeugt, Überschüsse können in Batteriespeichern zwischengespeichert oder für Gemeinschaftsflächen genutzt werden. Durch die Kombination aus Eigenstromnutzung und staatlicher Förderung wird das Modell auch wirtschaftlich interessant.

Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten tragen zur Refinanzierung bei. Laut Vonovia sollen sich die Anlagen über ihre Lebensdauer selbst tragen – vor allem dann, wenn der Strom zunehmend aus erneuerbaren Quellen stammt. Zudem verringern die neuen Systeme die Abhängigkeit von fossilen Energien und den Risiken schwankender Gaspreise.

Ein wichtiger Baustein der Klimastrategie

Vonovia verwaltet rund 550.000 Wohnungen in Deutschland – eine Größenordnung, die dem Konzern eine zentrale Rolle bei der Wärmewende verschafft. Das Unternehmen strebt an, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Der Umbau der Heizanlagen ist dabei ein entscheidender Schritt. Nach Unternehmensangaben sollen jedes Jahr mehrere Tausend Systeme umgestellt werden.

Neben der CO₂-Reduktion steht dabei auch die Versorgungssicherheit im Vordergrund. Die Energiekrise der vergangenen Jahre hat gezeigt, wie anfällig das System bei Gasengpässen ist. Mit einem stärker elektrifizierten Gebäudebestand will Vonovia unabhängiger von globalen Lieferketten werden.

Herausforderungen im Gebäudebestand

Trotz des Fortschritts bleiben Hürden bestehen. In dicht bebauten Quartieren sind geeignete Flächen für Außengeräte knapp, zudem gelten strenge Lärmschutzvorgaben. Auch die elektrische Infrastruktur vieler älterer Gebäude muss für den Betrieb von Wärmepumpen erst angepasst werden. Der Umbauprozess selbst ist komplex: Bauzeiten, Logistik und Information der Mieter müssen genau koordiniert werden.

Vonovia setzt daher auf Pilotprojekte und Quartierslösungen, um Erfahrungen zu sammeln und die Verfahren zu standardisieren. Der Konzern sieht die Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie – nicht nur für Neubauten, sondern zunehmend auch für den Bestand.

Der Weg zur CO₂-freien Stadt

Vonovia zeigt, dass Wärmepumpen auch im Mehrfamilienhaus wirtschaftlich und technisch machbar sind – wenn sie als Teil eines integrierten Energiekonzepts umgesetzt werden. Der Umstieg erfordert Planung, Investitionen und Geduld, doch die Richtung ist klar: weg von fossilen Brennstoffen, hin zu klimaneutraler Wärmeversorgung.

Was einst als Experiment begann, könnte zum Standard in der deutschen Wohnungswirtschaft werden – und ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur CO₂-freien Stadt sein.