Während viele Haushalte unter hohen Stromkosten leiden, zeigt eine Familie aus der Nähe von Göttingen, wie sich mit der richtigen Kombination aus Technik und Tarif massive Einsparungen erzielen lassen. Die Ahlers haben ihre jährlichen Stromausgaben auf weniger als 170 Euro gesenkt – und das trotz Elektroauto und großem Einfamilienhaus.

Persönliche Energiewende durch Komplettpaket
Der Wendepunkt kam im Jahr 2023: Familie Ahlers entschied sich für ein Komplettpaket mit Photovoltaikanlage, Stromspeicher, Wallbox und intelligenter Steuerung. Dank KfW-Förderung reduzierte sich der Gesamtpreis auf rund 13.650 Euro. Seitdem versorgt sich das Haus zu etwa 70 Prozent selbst mit Strom – ergänzt durch einen dynamischen Stromtarif, der Preisschwankungen an der Strombörse ausnutzt.
Im Sommer lagen die Stromkosten teils bei nur drei bis vier Euro im Monat – hinzu kamen etwa 30 Euro an Netzentgelten und Steuern. Im Jahresvergleich sank der Strompreis für die Familie von über 2.260 auf nur noch knapp 166 Euro – eine Ersparnis von 92 Prozent.
Dynamische Stromtarife: Chancen und Hürden
Seit Anfang 2024 müssen deutsche Versorger dynamische Stromtarife anbieten. Diese orientieren sich an den Preisen am Stromspotmarkt. Der Vorteil: Bei Stromüberschuss – etwa bei starkem Wind oder viel Sonne – sinkt der Preis. Doch wer das Modell nutzen möchte, braucht technische Voraussetzungen: einen Smart Meter, eine flexible Verbrauchssteuerung und idealerweise einen Speicher.
Die Ahlers profitieren dabei von einem KI-gesteuerten Energiemanagementsystem, das Geräte automatisch zu günstigen Zeiten mit Strom versorgt – selbst das E-Auto wird so nach Preisprognose geladen.
Hohes Einsparpotenzial – bei entsprechender Technik
Die Stiftung Warentest sieht im dynamischen Strommodell großes Potenzial – insbesondere für Haushalte mit steuerbarem Verbrauch wie bei E-Autos oder Wärmepumpen. Wer seinen Alltag anpasst, kann spürbar sparen. Doch es bleibt ein Modell für Technikinteressierte mit Investitionsbereitschaft. Denn ohne digitale Zähler und automatisierte Steuerung bleibt das volle Sparpotenzial ungenutzt.
Klimaschutz trifft Unabhängigkeit
Für Familie Ahlers ist der finanzielle Gewinn nicht der einzige Vorteil. Die Umstellung ist für sie auch ein Beitrag zur Energiewende. Die intelligente Steuerung macht das System nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch sinnvoll – Strom wird dann genutzt, wenn er aus erneuerbaren Quellen im Überfluss vorhanden ist.
Langfristig soll sich die Investition innerhalb eines Jahrzehnts amortisieren. Für Familie Ahlers ist das bereits jetzt eine Erfolgsgeschichte: ökologisch, ökonomisch und unabhängig vom Strommarkt.
Strom sparen mit Technik und Tarif – So gelingt der Einstieg
1. Photovoltaik prüfen
✔ Dachfläche geeignet?
✔ Ausrichtung nach Süden optimal
✔ Förderungen der KfW oder vom Land prüfen
2. Stromspeicher einplanen
✔ Erhöht den Eigenverbrauch
✔ Sorgt für Versorgung bei Dunkelheit oder Flauten
3. Dynamischen Stromtarif wählen
✔ Anbieter mit stündlicher Preisweitergabe
✔ Tarif muss zu einem Smart Meter passen
4. Smart Meter installieren lassen
✔ Voraussetzung für automatische Verbrauchssteuerung
✔ Noch nicht flächendeckend verfügbar – Installation anmelden
5. Energiemanagementsystem nutzen
✔ Geräte automatisch bei günstigen Preisen starten
✔ Ideal für E-Auto, Waschmaschine, Spülmaschine oder Wärmepumpe
6. Alltag anpassen (wenn möglich)
✔ Wäsche, Laden des E-Autos oder Spülen in günstige Zeiten legen
✔ Verbrauchszeiten beobachten und optimieren
7. Fördermöglichkeiten nutzen
✔ Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)
✔ Regionale Programme oder Steuervergünstigungen prüfen
Kosten-Nutzen-Rechnung: Solaranlage mit Speicher & dynamischem Tarif
1. Ausgangssituation
- Haushalt: 4 Personen, Einfamilienhaus (ca. 150 m²)
- Jährlicher Stromverbrauch (inkl. E-Auto): ca. 6.500 kWh
- Strompreis vorher (konventioneller Tarif): 35 ct/kWh
- Jährliche Stromkosten vorher:
6.500 kWh × 0,35 € = 2.275 €
2. Investitionskosten
| Komponente | Kosten (brutto) | Förderung | Effektive Kosten |
|---|---|---|---|
| Photovoltaikanlage (10 kWp) | 14.000 € | –2.800 € | 11.200 € |
| Stromspeicher (10 kWh) | 9.000 € | –1.500 € | 7.500 € |
| Wallbox + Installation | 1.500 € | –500 € | 1.000 € |
| Energiemanagementsystem + App | 1.200 € | – | 1.200 € |
| Gesamtkosten (nach Förderung) | 20.900 € |
3. Einsparung durch Eigenverbrauch & dynamischen Tarif
- Eigenerzeugung: ca. 70 % Autarkie
- Reststrom (30 %) über dynamischen Tarif:
1.950 kWh × 0,10 € Ø = 195 € - Stromkosten nach Umrüstung:
Eigenverbrauchskosten 0 € + Netzstrom 195 € + Grundgebühren ≈ 300 € - Jährliche Ersparnis: 2.275 € – 300 € = 1.975 €
4. Amortisationszeit
- 20.900 € / 1.975 € ≈ 10,6 Jahre
Fazit
✔ Nach rund 10 Jahren hat sich die Investition bezahlt gemacht
✔ Danach spart der Haushalt jährlich fast 2.000 €
✔ Zusätzlicher Bonus: Wertsteigerung der Immobilie + Klimaschutz



