Moderne Heizsysteme sollen klimafreundlich sein – so will es das Gebäudeenergiegesetz. Doch nicht jeder Haushalt kann oder möchte auf Wärmepumpe und Solarthermie umsteigen. Bio-Flüssiggas bietet eine wirtschaftlich und technisch praktikable Alternative.

Seit Inkrafttreten des novellierten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) stehen Bauherren und Eigentümer vor neuen Herausforderungen. Wer eine neue Heizung installiert, muss künftig einen Mindestanteil erneuerbarer Energien nutzen – je nach Kommune, Gebäudetyp und Zeitpunkt der Installation gelten unterschiedliche Vorgaben. Wärmepumpen, Pelletheizungen oder solarthermische Anlagen gelten als bevorzugte Lösungen, doch sie sind nicht für jedes Gebäude geeignet – sei es aus technischen, wirtschaftlichen oder baulichen Gründen.
In dieser Situation gerät eine Lösung zunehmend in den Fokus: Bio-Flüssiggas in Verbindung mit einer modernen Gasbrennwerttherme. Denn was viele nicht wissen: Wird ein Anteil biogenen Flüssiggases verwendet, lässt sich mit dieser Technik ebenfalls die gesetzliche Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Energien erfüllen.
Umrüstung leicht gemacht
Der technische Aufwand ist überschaubar. Wer bereits eine Gasheizung besitzt oder in eine moderne Brennwerttherme investieren möchte, kann diese mit wenigen Handgriffen auf den Betrieb mit Flüssiggas umstellen. Die Geräte sind in der Regel für beide Gasarten geeignet – Erdgas wie Flüssiggas –, da deren chemische Zusammensetzung nahezu identisch ist.
Für die Nutzung im Sinne des GEG genügt bereits ein Teilanteil an biogenem Flüssiggas. Abhängig von der lokalen Gesetzeslage und dem Baujahr des Gebäudes können bereits 15 bis 30 Prozent Bio-LPG ausreichen, um die Anforderungen zu erfüllen. Im Neubau ist je nach Kommune auch ein höherer Anteil – etwa 65 Prozent – gefordert. Hier lässt sich mit einem individuellen Mischverhältnis flexibel reagieren.
Was genau ist Bio-Flüssiggas?
Bio-LPG (Liquefied Petroleum Gas) wird aus nachwachsenden oder organischen Reststoffen gewonnen – beispielsweise aus pflanzlichen Fetten, industriellen Abfällen oder gebrauchtem Speiseöl. Die Herstellung erfolgt in speziellen Raffinerieprozessen, bei denen die chemische Struktur des Endprodukts der von herkömmlichem Flüssiggas entspricht. Das heißt: Es ist vollständig kompatibel mit bestehenden Heizgeräten und -infrastrukturen.
Besonders klimafreundlich ist die Variante aus sogenanntem Used Cooking Oil – also recyceltem Frittierfett aus Gastronomie und Industrie. Laut Angaben des Energieversorgers PROGAS lässt sich damit eine CO₂-Ersparnis von bis zu 90 Prozent gegenüber konventionellem Flüssiggas erzielen. Seit 2024 setzt das Unternehmen ausschließlich auf diese biogene Variante und leistet damit einen aktiven Beitrag zur Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung.
Wirtschaftlich interessant – auch im Bestand
Ein weiterer Vorteil liegt in den vergleichsweise niedrigen Investitionskosten. Während für eine Wärmepumpe schnell Summen jenseits der 30.000-Euro-Marke anfallen, ist eine moderne Gasbrennwerttherme – inklusive Umrüstung auf Flüssiggas – bereits ab etwa 10.000 Euro erhältlich. Besonders im Gebäudebestand mit vorhandenen Heizkörpern und ohne Fußbodenheizung ist dieser Weg deutlich günstiger und oft auch schneller umsetzbar.
Zudem bleibt der Betrieb technisch einfach und zuverlässig. Die Brennwerttechnik nutzt zusätzlich die in den Abgasen enthaltene Wärme, wodurch der Wirkungsgrad steigt und der Brennstoffverbrauch sinkt. In Kombination mit Bio-Flüssiggas ergibt sich ein Heizungssystem, das klimafreundlich und zugleich praxistauglich ist.
Flexibilität als Pluspunkt
Die Mischung aus konventionellem und biogenem Flüssiggas lässt sich je nach Marktverfügbarkeit und politischer Entwicklung anpassen. So können Eigentümer Schritt für Schritt den Anteil erneuerbarer Energie erhöhen – ohne ihr Heizsystem komplett austauschen zu müssen. Wer in der Sanierung oder im Neubau auf Gasbrennwerttechnik mit Bio-LPG setzt, kann also zukunftssicher planen, ohne sich auf ein starres System festlegen zu müssen.
Bio-LPG als pragmatische Wärmelösung
Bio-Flüssiggas vereint Klimaschutz, Kosteneffizienz und technische Verlässlichkeit. Es erfüllt die gesetzlichen Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes, lässt sich einfach in bestehende Systeme integrieren und ermöglicht gleichzeitig eine deutliche Reduktion der CO₂-Emissionen – insbesondere bei Nutzung von recyceltem Speiseöl als Rohstoff. Für viele Hausbesitzer, die keine Wärmepumpe installieren können oder wollen, ist Bio-LPG eine ernstzunehmende Alternative. Und ein Beleg dafür, dass klimafreundliches Heizen nicht zwangsläufig teuer oder kompliziert sein muss.