In der Energiekrise nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine rückte die sogenannte Gasumlage plötzlich in den Fokus. Doch was genau ist diese Umlage, warum wurde sie eingeführt – und welche Auswirkungen hat sie auf den Gaspreis für Verbraucher? Eine Einordnung der Zusammenhänge.
Die Gasumlage ist eine staatlich festgelegte Abgabe, die im Jahr 2022 eingeführt wurde, um Gasimporteure zu stützen, die durch den Ausfall russischer Lieferungen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren. Ziel war es, Versorgungsengpässe zu vermeiden und die Stabilität des Gasmarkts zu sichern. Hintergrund war, dass Importeure zu langfristigen Preisen an ihre Kunden gebunden waren, aber auf dem Weltmarkt plötzlich deutlich teureres Gas einkaufen mussten.
Die Umlage sollte diese Mehrkosten auf alle Gaskunden umlegen – unabhängig davon, bei welchem Versorger sie unter Vertrag stehen.
Welche Gasumlagen gibt es?
Die Gasumlage besteht im Kern aus mehreren Komponenten, wobei nicht alle gleichzeitig in Kraft traten oder heute noch Bestand haben. Die wichtigsten sind:
– Gasbeschaffungsumlage nach §26 EnSiG: ursprünglich für Oktober 2022 geplant, wurde sie noch vor Inkrafttreten wieder zurückgenommen
– Bilanzierungsumlage: deckt Kosten für Ausgleichsenergie bei Differenzen zwischen geplantem und tatsächlichem Gasverbrauch
– Konvertierungsumlage: fällt bei der Umwandlung von H-Gas zu L-Gas (oder umgekehrt) an
– Gasspeicherumlage: eingeführt zur Finanzierung der staatlich vorgeschriebenen Füllung der deutschen Gasspeicher
Die Gasspeicherumlage wurde im Zuge der neuen gesetzlichen Vorgaben zur Versorgungssicherheit eingeführt. Sie soll die Kosten decken, die entstehen, wenn der Marktgebietsverantwortliche Gas beschafft, um gesetzlich vorgegebene Speicherfüllstände zu erreichen. Diese Umlage zahlen ebenfalls alle Gaskunden über ihren Versorger – sie ist seit Oktober 2022 wirksam und wird regelmäßig angepasst.
Wie hängt die Gasumlage mit dem Gaspreis zusammen?
Die verschiedenen Umlagen sind Teil des Gesamtpreises für Gas, den Haushalte zahlen. Neben dem reinen Arbeitspreis für das Gas selbst setzen sich die Kosten zusammen aus:
– dem Gaspreis für Beschaffung und Vertrieb
– Netzentgelten
– staatlich regulierten Umlagen wie der Bilanzierungsumlage, der Gasspeicherumlage und der Konvertierungsumlage
– Steuern, darunter die CO₂-Abgabe und die Mehrwertsteuer
Je nachdem, wie hoch diese Komponenten ausfallen, kann der Gaspreis steigen – auch unabhängig vom eigentlichen Börsenpreis für Gas. Die Umlagen wirken also indirekt auf den Endpreis, den Verbraucher zahlen, selbst wenn sich die Großhandelspreise stabilisieren oder sinken.
Wer legt die Umlagen fest?
Die Erhebung und Berechnung der Gasumlagen erfolgt nicht durch die Gasversorger selbst, sondern durch zentrale Stellen wie die Trading Hub Europe GmbH (THE). Sie ist verantwortlich für das Marktgebiet im deutschen Gasnetz und veröffentlicht regelmäßig die aktuellen Umlagenhöhen. Die Bundesnetzagentur überwacht den Prozess.
Welche Rolle spielt die CO₂-Abgabe?
Zusätzlich zu den Umlagen fällt seit 2021 die CO₂-Abgabe an. Sie wird auf fossile Brennstoffe erhoben, also auch auf Erdgas, und soll einen Anreiz zum Umstieg auf klimafreundlichere Heizformen schaffen. Der Preis steigt stufenweise und ist unabhängig von der eigentlichen Gasumlage – stellt aber eine weitere preisrelevante Komponente dar.
Aktueller Stand
Auch wenn die ursprünglich geplante Gasbeschaffungsumlage nicht eingeführt wurde, wirken die bestehenden Umlagen – darunter die Gasspeicherumlage – weiterhin auf den Endpreis. Sie werden regelmäßig neu kalkuliert und können je nach Marktlage erhöht oder gesenkt werden.
Umlagen beeinflussen den Preis – auch ohne Krisenmechanismus
Die Gasumlage ist heute kein einzelnes Instrument mehr, sondern Teil eines ganzen Systems an preisrelevanten Abgaben. Sie wurde eingeführt, um Marktstabilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten – etwa durch die gesetzlich vorgeschriebenen Speicherfüllstände. Für Verbraucher bedeutet das: Der Gaspreis hängt nicht allein vom Marktpreis ab, sondern zunehmend auch von politischen und regulatorischen Vorgaben. Wer seine Heizkosten realistisch einschätzen will, sollte daher auf die genaue Zusammensetzung des Tarifs achten – inklusive Gasspeicher- und CO₂-Umlage.