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Wärmepumpe und Photovoltaik reichen nicht: Plädoyer für klimagerechte Haussanierung

Rund drei Viertel aller Wohngebäude in Deutschland wurden vor 1990 errichtet – viele von ihnen entsprechen energetisch längst nicht mehr den heutigen Standards. Zugige Fenster, ungedämmte Wände und ineffiziente Heizsysteme verursachen hohe Energiekosten und unnötige CO₂-Emissionen. Doch anstatt nur einzelne Komponenten zu modernisieren, empfehlen Fachleute eine klimagerechte Gesamtsanierung.

Energiewende mit Viessmann Wärmepumpe und badenova Beratung (Quelle: Viessmann Climate Solutions)

Es geht um mehr als den Heizungstausch

Klimagerecht sanieren bedeutet, den Bestand fit für die Zukunft zu machen – und zwar technisch, ökologisch und wirtschaftlich, heißt es bei der staatlich finanzierten Beratungsgesellschaft co2online. Es gehe nicht nur um den Austausch der Heizung, sondern um ein ganzheitliches Konzept, das Gebäudehülle, Energieversorgung und Nutzung zusammendenkt.

Energetische Schwachstellen erkennen

Bevor mit der Sanierung begonnen wird, sollten Eigentümer eine detaillierte Energieberatung durchführen lassen. Dabei werden Wärmeverluste, Dämmzustand und Energieverbrauch analysiert. Nur wer die Schwachstellen kennt, kann gezielt sanieren, heißt es bei der Verbraucherzentrale NRW. Eine gute Analyse zeige, ob eine Außendämmung sinnvoll ist, welche Heiztechnik zum Gebäude passt und welche Förderungen genutzt werden können.

Besonders effektiv seien Maßnahmen an der Gebäudehülle: Dächer, Kellerdecken und Fassaden zählen zu den größten Energieverlustquellen. Eine nachträgliche Dämmung kann den Wärmebedarf um bis zu 40 Prozent senken. Auch neue Fenster mit Dreifachverglasung und wärmegedämmten Rahmen leisten einen wesentlichen Beitrag.

Heizsysteme modernisieren

Ein zentrales Element der Sanierung ist die Heizung. Viele Altbauten werden noch mit Öl oder Gas beheizt. Moderne Wärmepumpen können hier – in Kombination mit verbesserter Dämmung – eine klimafreundliche Alternative sein. Entscheidend ist, das gesamte System aufeinander abzustimmen. Dazu gehören ein hydraulischer Abgleich, größere Heizflächen und eine optimierte Vorlauftemperatur. Ergänzend kann Solarenergie über Photovoltaik oder Solarthermie eingebunden werden.

Auch Hybridlösungen, also die Kombination von Wärmepumpe und Gasbrennwerttechnik, sind eine Option. Sie sichern die Versorgung in besonders kalten Phasen, während die Wärmepumpe den Großteil der Heizleistung übernimmt.

Nachhaltige Baustoffe und Ressourcenschonung

Bei der Sanierung lohnt sich auch der Blick auf die Baumaterialien. In alten Gebäuden steckt viel graue Energie – also Energie, die bei Herstellung und Transport der Materialien verbraucht wurde. Deshalb sei es oft nachhaltiger, bestehende Bauteile zu erhalten oder aufzubereiten, statt sie komplett zu ersetzen. Für neue Bauteile empfehlen sich natürliche Materialien wie Holz, Hanf oder Zellulose, die CO₂ speichern und das Raumklima verbessern.

Auch das Regenwassermanagement gewinnt an Bedeutung: Versickerungsflächen, Dachbegrünung oder Zisternen helfen, Starkregen abzufangen und die Kanalisation zu entlasten – ein wichtiger Aspekt angesichts zunehmender Extremwetterereignisse.

Förderungen und Wirtschaftlichkeit

Der Bund unterstützt energetische Sanierungen mit umfangreichen Förderprogrammen. Über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können Eigentümer Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite für Dämmmaßnahmen, Fenstertausch oder Heizungserneuerung beantragen. Voraussetzung ist in der Regel eine Energieberatung durch zertifizierte Fachleute.

Auch steuerliche Abschreibungen für Sanierungskosten sind möglich. Langfristig rechnet sich fast jede Sanierung – durch geringere Energiekosten und eine Wertsteigerung der Immobilie.“

Anpassung an den Klimawandel

Klimagerechtes Sanieren bedeutet nicht nur Energie sparen, sondern auch Gebäude widerstandsfähiger zu machen. Dazu gehört etwa, Dächer und Fassaden gegen Starkregen und Sturm zu sichern, Kellerräume druckwasserdicht zu gestalten oder Fenster vor Überhitzung zu schützen. Außenliegende Rollläden, Dachüberstände oder Fassadenbegrünung helfen, sommerliche Hitze abzufangen.