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Was bedeutet CO₂-Bepreisung – und wie funktioniert sie in Deutschland?

Klimaschutz kostet Geld. Doch wer zahlt am Ende dafür? Die CO₂-Bepreisung ist ein politisches Instrument, das fossile Emissionen bepreist und damit einen Anreiz für klimafreundlicheres Verhalten schaffen soll.

Gasherd (Foto: Andrew Gray/flickr/CC BY-SA 2.0)

Fossile Brennstoffe verursachen CO₂-Emissionen, die die Klimakrise verschärfen. CO₂-Bepreisung bedeutet, dass für den Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂) vom Staat ein finanzieller Preis verlangt wird. Plakativ ausgedrückt: eine „Steuer für Luft“.

Ziel ist es, klimaschädliches Verhalten für Unternehmen und Verbraucher kostenpflichtig zu machen und emissionsarme Alternativen dadurch wirtschaftlich attraktiver.

Das Prinzip folgt dem Gedanken: Wer CO₂ ausstößt, soll dafür zahlen – wer es vermeidet, spart. Durch diese Bepreisung sollen die tatsächlichen Umweltkosten von fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle besser abgebildet werden. Auch die ökologischen Folgen von CO₂-Emissionen – etwa für Gesundheit, Landwirtschaft und Infrastruktur – sollen zumindest teilweise eingepreist werden.

Wie funktioniert CO₂-Bepreisung in Deutschland?

In Deutschland existieren derzeit zwei Systeme der CO₂-Bepreisung:

  1. EU-Emissionshandel (EU ETS):
    Dieses System gilt für große Industrieanlagen, Kraftwerke und den innereuropäischen Luftverkehr. Unternehmen erhalten Zertifikate, die sie zum Ausstoß einer bestimmten Menge CO₂ berechtigen. Diese Emissionsrechte sind handelbar – wer weniger ausstößt, kann überschüssige Zertifikate verkaufen, wer mehr benötigt, muss sie zukaufen. So entsteht ein Marktpreis für CO₂, der je nach Angebot und Nachfrage schwankt.
  2. Nationales Emissionshandelssystem (nEHS):
    Seit Januar 2021 gilt in Deutschland ein zweites System, das insbesondere den Verkehrs- und Wärmesektor betrifft. Hier wird kein Zertifikatehandel betrieben, sondern ein fester CO₂-Preis pro ausgestoßener Tonne erhoben. Betroffen sind beispielsweise Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas. Der CO₂-Preis startete bei 25 Euro pro Tonne und steigt schrittweise an – 2025 liegt er bei 55 Euro pro Tonne, 2024 waren es noch 45 Euro.

Für die Verbraucher bedeutet das: Die CO₂-Kosten sind bereits im Energiepreis enthalten – etwa beim Tanken, Heizen oder beim Gasverbrauch in der Küche. Die Abgabe wird von den Unternehmen entrichtet, die die Brennstoffe in den Markt bringen, also etwa Mineralölkonzerne oder Gasanbieter. Diese geben die Kosten in der Regel an die Kunden weiter.

Wer zahlt die CO₂-Kosten?

Rein rechtlich zahlen zunächst die sogenannten Inverkehrbringer – also jene Unternehmen, die fossile Brennstoffe verkaufen oder liefern. In der Praxis werden diese Kosten jedoch über die Preisgestaltung an Endverbraucher weitergegeben.

Für private Haushalte zeigt sich die CO₂-Abgabe beispielsweise in höheren Heizkosten, Strompreisen (sofern fossile Quellen beteiligt sind) oder Kraftstoffpreisen. Besonders betroffen sind also Haushalte mit fossilen Heizsystemen, hohen Fahrleistungen oder schlecht gedämmten Gebäuden.

Um soziale Härten abzufedern, hat der Gesetzgeber verschiedene Kompensationsmaßnahmen vorgesehen – etwa eine Erhöhung der Pendlerpauschale, Förderprogramme für Gebäudesanierung und Mobilität oder langfristig das geplante Klimageld, das direkt an Bürger ausgezahlt werden soll.

Welche Ziele verfolgt die CO₂-Bepreisung?

Das Hauptziel sei es, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu reduzieren – und zwar dort, wo es volkswirtschaftlich am sinnvollsten ist. Wenn fossile Energie teurer wird, lohnt sich der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen: effizientere Heizsysteme, emissionsarme Fahrzeuge, Ökostrom oder Dämmmaßnahmen. Die Bepreisung soll also marktwirtschaftliche Anreize setzen, statt allein auf Verbote zu setzen – allerdings in einem von der Politik künstlich geschaffenen Markt.

Zugleich erzielt der Staat über die CO₂-Abgabe Einnahmen, die zweckgebunden verwendet werden können – etwa zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen oder zur Entlastung einkommensschwächerer Haushalte.

2027 startet ein europäischer Emissionshandel für die Sektoren Gebäude und Straßenverkehr. Ab dann wird der CO2-Preis frei am Markt gebildet, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Fachleute rechnen dann mit einem sprunghaften Anstieg.

Klimaschutz mit Preisschild

Die CO₂-Bepreisung ist ein zentrales klimapolitisches Instrument, das ökologische Lenkungswirkung entfalten soll, ohne detaillierte Vorgaben zu machen. Sie setzt an der Wurzel des Problems an: den Kosten des CO₂-Ausstoßes. In der Praxis bedeutet das für Verbraucher zwar höhere Preise für fossile Energie – gleichzeitig aber auch mehr Transparenz, mehr Investitionsanreize für nachhaltige Technologien und langfristig mehr Gerechtigkeit im Umgang mit den Folgekosten des Klimawandels.

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