Die Angst vor steigenden Energiepreisen bleibt ein beherrschendes Thema in Deutschland. Strom, Gas und Kraftstoffe werden kontinuierlich teurer, was Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend unter Druck setzt. Viele reagieren inzwischen mit einem Anbieterwechsel – und das in Rekordzahlen.

Noch nie zuvor haben so viele Menschen in Deutschland ihren Strom- oder Gastarif gewechselt wie im Jahr 2024. Nach Angaben der Bundesnetzagentur entschieden sich rund 7,1 Millionen Stromkunden für einen neuen Anbieter – ein Anstieg um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch im Gasbereich wechselten rund 2,2 Millionen Haushalte ihren Tarif, was einem Zuwachs von 22 Prozent entspricht. Beide Werte markieren laut der Behörde historische Höchststände.
Nach Einschätzung von Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, sei der starke Anstieg ein klares Zeichen für die zunehmende Belastung der Verbraucher: „Die hohe Zahl an Lieferantenwechseln zeigt, dass viele nach besseren Konditionen suchen.“ Die Wechselbereitschaft zahlte sich aus: Insgesamt sparten deutsche Haushalte durch Anbieter- und Tarifwechsel rund 2,2 Milliarden Euro an Energiekosten.
Zahl der Stromsperren nimmt deutlich zu
Parallel zu dieser Entwicklung ist auch die Zahl der Strom- und Gassperren gestiegen. Laut Bundesnetzagentur kam es im Jahr 2024 in etwa 245.000 Fällen zu Stromabschaltungen wegen Zahlungsverzugs – ein Plus von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch bei Gasanschlüssen war ein Anstieg zu verzeichnen: Hier wurden rund 33.700 Versorgungsunterbrechungen gemeldet. Die Zahlen verdeutlichen die zunehmende soziale Belastung durch die hohen Energiepreise.
Ursachen: Energiewende und Abgabensystem
Ein wesentlicher Grund für die gestiegenen Kosten liegt in der Transformation des Stromsystems. Der Anteil erneuerbarer Energien wie Wind- und Sonnenstrom übersteigt inzwischen 60 Prozent. Doch die Versorgung ist volatil: Bei schwachem Wind oder geringer Sonneneinstrahlung sinkt der Anteil zeitweise drastisch. In solchen Phasen steigen die Strompreise, da kurzfristig konventionelle Kraftwerke einspringen müssen.
Hinzu kommen Netzentgelte, die sowohl bei Strom als auch Gas fällig werden. Bei fossilen Energieträgern wie Heizöl, Gas oder Benzin verteuern zudem CO₂-Steuern den Endpreis. Seit der Einführung des nationalen Emissionshandels 2021 ist der CO₂-Preis stetig gestiegen – von 25 Euro auf mittlerweile 55 Euro pro Tonne. Ab 2026 soll er in einem Korridor zwischen 55 und 65 Euro gehandelt werden.
Konsequenzen für Verbraucher
Die Kostensteigerungen treffen Haushalte auf breiter Front: an der Zapfsäule, auf der Heizkostenabrechnung und bei der Stromrechnung. Für viele bedeutet das eine massive Belastung. Der Anbieterwechsel bleibt bislang die naheliegendste Reaktion. Doch auch politische Weichenstellungen beim Netzausbau, bei der Besteuerung und bei der Förderung energieeffizienter Technologien dürften künftig entscheidend sein, um die Preisentwicklung zu dämpfen.