Klimaschutz kostet Geld. Doch wer zahlt am Ende dafür? Der CO₂-Preis ist ein politisches Instrument, das fossile Emissionen bepreist und damit einen Anreiz für klimafreundlicheres Verhalten schaffen soll.

Fossile Brennstoffe verursachen CO₂-Emissionen, die den Klimawandel beschleunigen. CO₂-Bepreisung bedeutet, dass für den Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂) vom Staat ein finanzieller Preis verlangt wird. Plakativ ausgedrückt: eine „Gebühr für Luft“.
Die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Privathaushalten (Reduzierung von Kohlendioxid-Emissionen) soll nach dem Willen der Politik voranschreiten. Vieles wird dadurch teurer. Das Prinzip folgt dem Gedanken: Wer CO₂ ausstößt, soll dafür zahlen – wer es vermeidet, spart. Ziel ist es auch, emissionsarme Alternativen wirtschaftlich attraktiv zu machen.
Auch die Umweltkosten fossiler Brennstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle sollen auf diese Weise stärker abgebildet werden – bis hin zu den ökologischen Folgen von CO₂-Emissionen für Gesundheit, Landwirtschaft und Infrastruktur.
Wie funktioniert CO₂-Bepreisung in Deutschland?
In Deutschland existieren derzeit zwei Systeme der CO₂-Bepreisung:
- EU-Emissionshandel (EU ETS):
Dieses System gilt für große Industrieanlagen, Kraftwerke und den innereuropäischen Luftverkehr. Unternehmen erhalten Zertifikate, die sie zum Ausstoß einer bestimmten Menge CO₂ berechtigen. Diese Emissionsrechte sind handelbar – wer weniger ausstößt, kann überschüssige Zertifikate verkaufen, wer mehr benötigt, muss sie zukaufen. So entsteht ein simulierter Marktpreis für CO₂, der je nach Angebot und Nachfrage schwankt. - Nationales Emissionshandelssystem (nEHS):
Seit Januar 2021 gilt in Deutschland ein zweites System, das insbesondere den Verkehrs- und Wärmesektor betrifft. Hier wird kein Zertifikatehandel betrieben, sondern ein fester CO₂-Preis pro ausgestoßener Tonne erhoben. Betroffen sind beispielsweise Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas. Der CO₂-Preis startete bei 25 Euro pro Tonne und steigt schrittweise an – 2025 kostete er 55 Euro pro Tonne (10 Euro mehr als 2024). 2026 liegt er bei 65 Euro pro Tonne.
Für die Verbraucher bedeutet das: Die CO₂-Kosten sind bereits im Energiepreis enthalten – etwa beim Tanken, Heizen oder beim Gasverbrauch in der Küche. Die Abgabe wird von den Unternehmen entrichtet, die die Brennstoffe in den Markt bringen, also etwa Mineralölkonzerne oder Gasanbieter. Diese geben die Kosten in der Regel an die Kunden weiter.
Wer zahlt die CO₂-Kosten?
Rein rechtlich zahlen zunächst die sogenannten Inverkehrbringer – also jene Unternehmen, die fossile Brennstoffe verkaufen oder liefern. In der Praxis werden diese Kosten jedoch über die Preisgestaltung an Endverbraucher weitergegeben.
Für private Haushalte zeigt sich die CO₂-Abgabe beispielsweise in höheren Heizkosten, Strompreisen (sofern fossile Quellen beteiligt sind) oder Kraftstoffpreisen. Besonders betroffen sind also Haushalte mit fossilen Heizsystemen, hohen Fahrleistungen oder schlecht gedämmten Gebäuden. Aber auch andere Lebenshaltungshaltungskosten steigen, da die produzierenden Unternehmen die CO₂-Gebühr entrichten müssen.
Um soziale Härten abzufedern, hat der Gesetzgeber verschiedene Kompensationsmaßnahmen vorgesehen – etwa eine Erhöhung der Pendlerpauschale, Förderprogramme für Gebäudesanierung und Mobilität oder langfristig das geplante Klimageld, das direkt an Bürger ausgezahlt werden soll.
Welche Ziele verfolgt die CO₂-Bepreisung?
Das Hauptziel sei es, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu reduzieren – und zwar dort, wo es volkswirtschaftlich am sinnvollsten ist. Wenn fossile Energie teurer wird, lohnt sich möglicherweise der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen: effizientere Heizsysteme, emissionsarme Fahrzeuge, Ökostrom oder Dämmmaßnahmen. Dieses setzt voraus, dass diese Technologien und Infrastrukturen auch vorhanden sind.
Die Bepreisung soll nach Aussagen der Politiker marktwirtschaftliche Anreize setzen, statt allein über Vorgaben und Verbote zu steuern – allerdings in einem von der Politik künstlich geschaffenen Markt, der so auch nur in Europa existiert.
Zugleich erzielt der Staat über die CO₂-Abgabe Einnahmen, die zweckgebunden verwendet werden können – etwa zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen oder zur Entlastung einkommensschwächerer Haushalte.
2028 startet ein neuer europäischer Emissionshandel für die Sektoren Gebäude und Straßenverkehr (EU ETS 2) als Nachfolger des bisherigen (EU ETS). Ab dann wird der CO₂-Preis am staatlich vorgegebenen Markt gebildet, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Fachleute rechnen dann mit einem sprunghaften Anstieg.
Klimaschutz mit Preisschild – Summe zu hoch?
Die CO₂-Bepreisung ist ein zentrales klimapolitisches Instrument, das ökologische Lenkungswirkung entfalten soll, ohne detaillierte Vorgaben zu machen. Doch der Preis für den Klimaschutz ist hoch. Zu hoch, meint eine Allianz von 79 europäischen Industriebetrieben. Sie haben einen Brandbrief an die EU-Kommission geschrieben. Sie fürchten eine Deindustralisierung durch die Abwanderung von Betrieben nach China, Indien, in die Türkei oder die USA und fordern kostenfreie ETS-Zertifikate.
Derzeit zahle man 200 Millionen für CO₂-Zertifikate, bis 2030 kämen ein bis zwei Milliarden Euro hinzu. Diese Zusatzbelastung gefährde 23.300 Arbeitsplätze und 2,4 Milliarden Euro an Steuern und Sozialbeiträgen pro Jahr. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie unterstützt die Forderung.



