Startseite » Allgemein » Wann kommt das neue Heizungsgesetz? Was wir wissen

Wann kommt das neue Heizungsgesetz? Was wir wissen

Die Bundesregierung aus CDU/CSU/SPD will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) überarbeiten. Bis Ende des Jahres sollen erste Eckpunkte der Reform vorliegen – ein fertiger Gesetzesentwurf ist allerdings noch nicht in Sicht. Ziel sei es, das Gesetz grundlegend zu überarbeiten, ohne dabei erneut eine politische Auseinandersetzung auszulösen.

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) äußerte sich beim Energiewendekongress der Deutschen Energie-Agentur Dena (4.-5.112025) in Berlin: Die Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes solle vereinfacht werden, die klimapolitischen Ziele wolle man jedoch nicht aufweichen. Mit anderen Worten: Das Heizungsgesetz von Ex-Minister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) bleibt wohl im Kern erhalten.

Gesetz kommt erst 2026

In einer Diskussionsrunde auf der Deutschen Wärmekonferenz #connectingheat (14.-15.11.2025) sprach SPD-Fraktionsvize Armand Zorn von einem Kompromissprozess, der sich bis ins Frühjahr 2026 ziehen könnte. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) habe zugesagt, „spätestens im ersten Quartal 2026“ eine Einigung vorzulegen. Politisches Ziel sei es, ein überarbeitetes GEG zu verabschieden, das innerhalb der Koalition breite Zustimmung findet.

Streit in der Regierungskoalition will man offenkundig unter allen Umständen vermeiden. Schon die Einführung des Habeckschen Heizungsgesetzes hatte für politische Konflikte und Unmut in der Bevölkerung gesorgt. Der Absatz neuer Heizungen ist seitdem deutlich zurückgegangen, die Käufer sind bis heute von der Politik verunsichert.

Zusammenhang mit EU-Vorgaben

Die Reform soll eng mit der europäischen Gebäuderichtlinie verknüpft werden, die bis Mai 2026 in deutsches Recht umgesetzt sein muss. Diese EU-Vorgabe schreibt vor, dass der gesamte Gebäudebestand in Europa bis 2050 klimaneutral werden soll. Deutschland will das nationale Recht daher parallel anpassen, um Doppelregelungen zu vermeiden.

Staatssekretär Rouenhoff betonte auf der Konferenz, die finanzielle Förderung für den Austausch alter Heizungen solle grundsätzlich erhalten bleiben. In welcher Form und Höhe die Unterstützung künftig ausfallen wird, ist allerdings offen. Diskutiert wird, ob steuerliche Vergünstigungen an die Stelle direkter Zuschüsse treten könnten – ein Vorschlag, den vor allem Unionsvertreter favorisieren.

SPD will an 65-Prozent-Regel festhalten

Uneinigkeit bestand bisher bei der sogenannten 65-Prozent-Regel. Sie verpflichtet Eigentümer, beim Einbau neuer Heizungen sicherzustellen, dass mindestens 65 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen stammen. Diese Vorgabe schließt viele fossile Systeme aus oder macht sie nur mit zusätzlichem Nachweis – etwa beim Einsatz von Biogas – zulässig. Umweltminister Schneider sagte auf der Dena-Veranstaltung, die zentrale Vorgabe, dass neue Heizungen zukünftig zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden, bleibe bestehen.

Während die SPD an der Regel festhalten will, drängt die Union auf eine Abschwächung, im Gespräch sind 55 statt 65 Prozent. Im Wahlkampf hatte die CDU von einer vollständigen Streichung gesprochen. Sie argumentierte, dass die Vorschrift Investitionen hemme und den Spielraum für hybride oder gasbasierte Übergangslösungen einschränke. Befürworter verweisen dagegen auf die klimapolitische Notwendigkeit, den Anteil erneuerbarer Energien konsequent zu steigern.

Seit seiner Verabschiedung im Jahr 2023 ist das Gebäudeenergiegesetz in der Kritik – vor allem wegen seiner Komplexität und der schwierigen Umsetzbarkeit in der Praxis. Die Unsicherheit in der Heizungsbranche und beim Verbraucher ist geblieben.

Zentralverbände schlagen Alarm

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) haben auf der Deutschen Wärmekonferenz #connectingheat in Berlin ein gemeinsames Forderungspapier an Stefan Rouenhoff, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE), übergeben. Darin warnen die beiden Spitzenverbände der Heizungsbranche vor den Folgen der anhaltenden Marktschwäche und fordern von der Politik ein rasches und verlässliches Gegensteuern.

„Seit fast zwei Jahren schrumpft der Absatz von Heizungen in Deutschland. 2025 wird der Absatz voraussichtlich so niedrig sein wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr“, betont BDH-Präsident Jan Brockmann. „Das geht zu Lasten des allgemeinen Wirtschaftswachstums, der Wertschöpfung und der Beschäftigung in einer Schlüsselbranche Deutschlands. Die Klimaziele im Gebäudesektor lassen sich bei einem Weiter so nicht erreichen“.

Bereits im Jahr 2024 war der Absatz von Heizungen gegenüber dem Vorjahr um rund die Hälfte eingebrochen. Eine Umkehr dieses Trends ist aktuell nicht absehbar, bis einschließlich August dieses Jahres sank der Gesamtmarkt in Deutschland noch einmal auf – 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das entspricht 391.000 abgesetzten Heizungen.

„Doch Unsicherheit durch das Gebäudeenergiegesetz, widersprüchliche Aussagen zur Förderung und überzogene Erwartungen an die Kommunale Wärmeplanung hemmen die Investitionsbereitschaft der Verbraucher“, so Brockmann weiter. Das Vertrauen in Planungssicherheit und politische Verlässlichkeit sei angeschlagen.

Politik muss Vertrauen schaffen

ZVSHK-Präsident Michael Hilpert betonte: „Industrie, Großhandel und Fachhandwerk sind zentrale Partner und Umsetzer der Wärmewende. Wir stehen bereit, jährlich über eine Million Heizsysteme zu modernisieren – wenn Politik und Förderung endlich stabile Rahmenbedingungen schaffen. Die Branche habe massiv in neue Produktionskapazitäten investiert, während das SHK-Handwerk zehntausende Fachkräfte geschult habe, um den Modernisierungshochlauf zu bewältigen“, so Hilpert weiter. Längst gehe es nicht mehr nur um Klimaschutz, sondern auch um regionale Wertschöpfung, Beschäftigung und Innovationskraft.

Der Gebäudebereich verursacht rund ein Drittel der deutschen CO₂-Emissionen. Über die Hälfte der 21,7 Millionen Heizungen ist veraltet, mehr als vier Millionen sind über 30 Jahre alt. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen künftig jährlich weit über eine Million Heizsysteme modernisiert werden.

Das von BDH und ZVSHK übergebene Papier formuliert fünf zentrale Forderungen an die Politik:

  1. Klarheit schaffen: Die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) muss zügig konkretisiert und die Vertreter von Industrie, Handel und Handwerk verbindlich eingebunden werden.
  2. Modernisierung beleben: Der Einbruch am Wärmemarkt muss gestoppt und der Modernisierungstakt deutlich erhöht werden.
  3. Förderung sichern: Förderprogramme müssen dauerhaft, planbar und unbürokratisch gestaltet sein, um Investitionssicherheit zu gewährleisten.
  4. Energiepreise stabilisieren: Preisstabilität ist Voraussetzung für Akzeptanz und Investitionsbereitschaft.
  5. Strategische Ausrichtung festlegen: Deutschland braucht eine verlässliche, technologieoffene Energieträgerstrategie für den Wärmemarkt, um langfristige Planungssicherheit zu schaffen.

Vertrauen und Verlässlichkeit als Basis der Wärmewende

Die Heizungsbranche steht mit ihren Innovationen, Fachkräften und industriellen Kapazitäten bereit, die Wärmeversorgung nachhaltig zu gestalten – effizient, praxisnah und im engen Dialog mit der Politik. BDH und ZVSHK fordern dafür eine klare politische Richtung und verlässliche Rahmenbedingungen: Nur mit Vertrauen und Planbarkeit kann die Modernisierung des Gebäudebestands zum Motor für Klimaschutz, Beschäftigung und wirtschaftliche Stabilität werden, so die beiden Verbände.